Eishockey: Ein Team am Abgrund

Am Dienstag will der Eigentümer der Hannover Scorpions, Günter Papenburg, bekannt geben, ob er das Team aus der Liga abzieht. Hintergrund ist ein Konflikt mit der Stadt Hannover und dem Land Niedersachsen.

Da war noch alles gut: Scorpions-Spieler Sascha Goc im April in Hannover. Bild: dpa

Als der scheidende Trainer Hans Zach an jenem letzten Sonntag im April den silbernen Meisterschafts-Pokal entgegennahm, setzten Konfettiregen und Blitzlichtgewitter ein und es dachte niemand daran, dass das soeben beendete Spiel das letzte Spiel der Hannover Scorpions gewesen sein könnte. Die Drohung, der Verein könnte seine Lizenz für die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) zurückgeben, erschien in den Minuten dieses gewaltigen Hochgefühls absurd weit weg. Obwohl es sich um eine Drohung handelte, die die Fans auch im April schon beinahe vierundzwanzig Monate in Atem hielt.

Am vergangenen Mittwochabend nun kündigte der vermögende 70 Jahre alte Bauunternehmer und Scorpions-Besitzer Günter Papenburg an, sein Geld aus allen sportlichen Aktivitäten kurzfristig zurückzuziehen, sollten ihm nicht endlich die Stadt und das Land bei seinen Forderungen entgegenkommen. Papenburg ist nicht nur Eigentümer der Mannschaft, er ist auch Besitzer und Betreiber der Arena, in der die Scorpions spielen. Seit Jahren fordert er, dass sich die Stadt Hannover und das Land Niedersachsen als Eigner der Deutschen Messe AG an einer neuen Betreibergesellschaft für die Mehrzweckhalle beteiligen sollen. Die Kosten für die zur Weltausstellung Expo 2000 gebauten Mehrzweckhalle soll dadurch auf mehrere Schultern verteilen werden. Papenburg stellt sich mit der Papenburg AG, der TUI und der Deutschen Messe AG mindestens drei Partner vor, die jeweils fünf Millionen Euro einzahlen sollen. Den Gewinn der Meisterschaft sieht er offenbar als das geeignete Druckmittel, in dem schon so lange schwelenden Konflikt eine Lösung herbeizuführen.

Die Stadt Hannover steht auf dem Standpunkt, dass es eine Förderung des Profisports mit öffentlichen Mitteln nicht geben könne. Papenburg entgegnete dem am Samstag in der HAZ: "Ich habe nie Geld für die Scorpions verlangt, aber ich will die Unterstützung für die Arena." Gleichzeitig warf er Oberbürgermeister Stephan Weil vor, die Verhandlungen schleifen zu lassen. Die Stadt reagierte darauf am Sonntag mit einer Erklärung, in der sie ihr Befremden über Papenburgs Äußerungen zum Ausdruck brachte und sich gegen die Vorwürfe gegen Weil verwahrte.

Die Hannover Scorpions wollen nun diesen Dienstag bekannt geben, ob sie sich tatsächlich aus der Eishockey-Bundesliga zurückziehen. Helfen könnte nun noch das Land, dessen zuständiger Wirtschaftsminister Jörg Bode in der vergangenen Woche im Urlaub weilte und am heutigen Montag zurückerwartet wird. Geplant ist, mit Bode umgehend Gespräche zu führen. Zu den Aussichten für eine Rettung des DEL-Meisters hielt sich Scorpions-Geschäftsführer Marco Stichnoth bedeckt: "Das ist kein Lotteriespiel, die Situation ist weiterhin ernst."

Von den 23 Spielern des Kaders hat bislang laut Stichnoth niemand um eine Freigabe gebeten. Am Dienstag soll das erste Training der neuen Saison stattfinden. Zuvor wird Eigentümer Günter Papenburg zu seinen Spielern sprechen. Es könnte eine Abschiedsrede werden - wenngleich ein Rückzug aus der Liga mit großer Wahrscheinlichkeit Schadensersatzklagen der anderen DEL-Clubs nach sich ziehen würde.

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