Aids-Konferenz in Wien: Free hugs und Vorträge

Die Wiener Aids-Konferenz ist vorbei. Politiker aus Mittel- und Osteuropa, die man mit den fatalen Folgen der Drogen-Prohibition hätte konfrontieren können, fehlten.

Lebendes Red Ribbon Zeichen: Aktion am Rande der "aids 2010" Konferenz in Wien. Bild: apn

WIEN taz | Free hugs – Gratisumarmungen – bieten junge Frauen und Männern beim Wiener Messezentrum an. Monika Witzany, Violinistin aus Oberösterreich, hat schon mehrere hundert verabreicht. Die Aktion des Gesundheitsamts der Stadt Wien soll die Delegierten der Internationalen Aids-Konferenz wie auch Passanten fröhlich stimmen. Menschliche Zuwendung sei vor allem für jene wichtig, die sich wegen einer Krankheit zurückgewiesen fühlen.

In Wien hätten sich die mehr als 19.000 Delegierten während der fünftägigen Konferenz wohl gefühlt, meint die Wiener Pulmologin Brigitte Schmied, stellvertretende Vorsitzende der Konferenz. Das wissenschaftliche Niveau der Vorträge sei hoch gewesen. Doch die Frage nach dem Erfolg der Konferenz beantwortet Schmied zunächst ausweichend. Denn wären nicht mehrere hundert Stipendiaten aus Osteuropa und Zentralasien, der Schwerpunktregion der Konferenz, eingeladen worden, wären die dortigen Länder kaum präsent gewesen. Politische Entscheidungsträger, die man mit den fatalen Folgen der Kriminalisierung Drogenabhängiger hätte konfrontieren können, glänzten durch Abwesenheit.

Dmytro Scherembej, Aktivist aus der Ukraine und selbst HIV positiv, prognostizierte für 2015 dort eine Verdopplung der Infizierten auf 800.000 Menschen. Er warnte, dass in seinem Land die Kinder auf ein Leben mit der Pandemie vorbereitet werden müssten, bleibe die Regierung weiterhin untätig. Julio Montaner, Präsident der International Aids-Society und Vorsitzender der Konferenz, äußerte sich gegenüber der taz hoffungsvoll, dass die zahlreichen Journalisten aus der Region die Botschaft verbreiten würden.

Die Wiener Konferenz sei immerhin ein Beginn, gab sich Brigitte Schmied optimistisch: "Wer hätte im Jahr 2000 bei der Konferenz in Durban gedacht, dass Südafrika heute eine so positive Entwicklung nehmen würde?" Damals wurde das Problem geleugnet. Heute war das Land mit der höchsten Infiziertenzahl durch Vizepräsident Kgalema Motlanthe und Gesundheitsminister Aaron Motsoaledi hochrangig vertreten. Beide berichteten von großen Kampagnen zur Prävention und Behandlung. Schmied wünscht sich eine ähnliche Entwicklung für Osteuropa und Zentralasien: "Hier in Wien wurde etwas in Gang gesetzt".

Prävention war eines der großen Themen. Von der männlichen Beschneidung und einem neuen Vaginalgel, das Frauen eine selbstbestimmte Vorbeugung erlaubt, werden entscheidende Erfolge erwartet. Zunehmend setzen sich aber auch neue Behandlungsleitlinien durch, die im Frühstadium der Erkrankung besonders effektiv sind. So etwa steigert die Behandlung der CD4-positiv-Zellen im Blut, wenn der Patient noch symptomfrei ist, die Lebensqualität und Lebensdauer.

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