Paraguay gewinnt Elfmeter 5:3: Alles hat ein Ende, Elfmeter sei Dank

Nach 120 Minuten Langeweile gewinnt Paraguay gegen Japan und zieht erstmalig in ein WM-Viertelfinale ein. Komanos Elfmeter-Fehlschuss brachte den Sieg.

Einer durfte am Ende dennoch gewinnen: Oscar Cardozo jubelt für Paraguay. Bild: reuters

BERLIN taz | Frische 17°C wurden gemessen, als sich Schiedsrichter Frank de Bleeckere um kurz vor 16 Uhr den WM-Ball Jabulani griff und die Mannschaften Paraguays und Japans auf den Platz des Loftus-Versfeld-Stadions in Pretoria führte. Eine Frische, die sich in der ersten Halbzeit aber kaum einmal auf das Spiel übertrug.

Eher wirkte es, als spielten die beiden Teams in der Schwüle eines Berliner Büros zu WM-Zeiten als bei angenehmer Kühle im südafrikanischen Winter, so bleiern und schwerfällig liefen die Akteure über den Rasen, so fahrig war die Partie, so wenig Präzision war in den Zuspielen zu finden. Kaum einmal wurde Fahrt aufgenommen, kaum einmal kam Tempo in die Aktionen, fast konnte man den Eindruck haben, die Mannschaften spekulierten schon beim Anpfiff auf die Verlängerung.

Was zynisch klingt, muss nicht ganz falsch sein, zumindest was die Japaner von Trainer Takeshi Okada betrifft. Die Mannschaft ist die vielleicht laustärkste im ganzen Turnier, sie rennen und rennen und können das gewiss auch noch in der 110. Minute, wenn der Gegner sich schon müde gelaufen hat. Und so zeigte der „Schwarm hungriger Fliegen“ (O-Ton Okada) zunächst nur gezügelten Appetit, konzentrierte sich auf die gut organisierte Defensive und spekulierte auf Fernschüsse und Freistöße; Disziplinen, in denen sie mit Honda und Endo zwei ausgewiesene Experten in ihren Reihen haben.

Paraguay - Japan 5:3 i.E. (0:0)

Paraguay: Villar - Bonet, da Silva, Alcaraz, Morel - Ortigoza (75. Edgar Barreto) - Vera, Riveros - Santa Cruz (94. Cardozo), Benitez (60. Valdez), Barrios

Japan: Kawashima - Komano, Nakazawa, Tulio Tanaka, Nagatomo - Abe (81. Kengo Nakamura) - Hasebe, Matsui (G65. Okazaki), Endo, Okubo (106. Tamada) - Honda

Schiedsrichter: de Bleeckere (Belgien)

Zuschauer: 36.742

Elfmeterschießen: 1:0 Edgar Barreto, 1:1 Endo, 2:1 Barrios, 2:2 Hasebe, 3:2 Riveros, Komano verschossen, 4:2 Valdez, 4:3 Honda, 5:3 Cardozo

Gelbe Karten: Riveros / Endo, Honda, Matsui, Nagatomo

Einige Male wurden sie so auch gefährlich, wie in der 22. Minute, als Matsui aus 25 Metern abzog und den Ball auf die Latte setzte, oder in der 39. Minute, als Honda mit einem satten Linksschuss das Ziel nur knapp verfehlte. Viel mehr gab es jedoch nicht, was in Reihen der Blauen aber niemanden zu stören schien. Man wartete, wartete auf die Müdigkeit und die Fehler des Gegners.

Die aber wollten sich nicht einstellen, auch Paraguay war sich der historischen Chance bewusst, ebenso wie Japan erstmalig in ein WM-Viertelfinale einziehen zu können. Und so begann auch die Albirroja bedächtig und auf die Abwehr fokussiert, Fehlervermeidung war auch hier das Leitmotiv. Das klappte auch größtenteils in der Rückwärtsbewegung, nach vorne aber stieg die Zahl der Fehlpässe beinahe sekündlich. Verloren waren die Genauigkeit und die Harmonie aus der Vorrunde und vielleicht waren die fünf Wechsel, die Trainer Gerardo Martino vorgenommen hatte, einfach zu viel des Guten.

Schwer wog der Ausfall des gesperrten Victor Cáceres, den Ortigoza im Mittelfeld nicht einmal ansatzweise gleichwertig ersetzen konnte. Auch eine Ballbesitzquote von gut 60% nicht viel Ertrag, das Passspiel stockte, die Flanken auf die großgewachsenen und kopfballstarken Stürmer Barrios und Santa Cruz wollten nicht kommen, einzig Barrios erarbeitete sich mit einer eleganten Drehung eine echte Chance, scheiterte dann aber aus sechs Metern an Kawashima (20. Minute).

Zweite Halbzeit, gleiches Spiel. Harmlosigkeit auf dem Platz und Langeweile bei den Zuschauenden, gewechselt hatten die beiden Trainer zunächst auch nicht und so schleppte sich weiterhin alles in Richtung Verlängerung. Die Paraguayer weiter mit mehr Ballbesitz und Initiative, und doch weiter ohne Genauigkeit oder die Möglichkeit, vielleicht mal aus einem ruhenden Ball heraus ihre Größenvorteile ausspielen zu können. Und die „blauen Samurai“ warteten ihrerseits weiter mit stoischer Ruhe auf eine gute Freistoßgelegenheit. Vergebens, auch die auf beiden Seiten nach und nach erfolgten Wechsel gaben dem Spiel keine neue Richtung mehr, der Abpfiff war da, in Pretoria wurden die Muskeln gelockert und in Berlin die Nerven gestreckt.

Gerardo Martino brachte jetzt noch den wuchtigen Cardozo für den müde gewordenen Santa Cruz, die Guaranís drückten in der Folge etwas vehementer auf einen Treffer und verpassten ihn nur knapp, als sich der im zweiten Durchgang eingewechselte Valdez im Strafraum schön durchsetzte, schlussendlich aber an Kawashima scheiterte. Es blieb die einzig nennenswerte Szene in der Verlängerung, 120 Minuten des Wartens waren vorbei und nun würden endlich Tore fallen.

Barreto begann für Paraguay und versenkte den Ball ganz sicher links unten in der Ecke. Auch bei den folgenden Strafstößen kam keiner der beiden Torhüter Villar und Kawashima an den Ball, die Schützen zeigten sich nervenstark. Dann trat Yuichi Komano als dritter Japaner an und schoss den Ball an die Latte. Die Vorentscheidung. Weil dann auch Valdez und Cardozo sicher verwandelten, siegte Paraguay mit 5:3 gegen bitter enttäuschte Japaner.

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