Slowakei unterliegt Holland 1:2: Der Unterschied heißt Robben

Der Slowake Vittek vergibt zwei Riesenchancen, ganz im Gegensatz zu den Holländern. Sie führen früh dank eines genialen Robben und bringen den Sieg sachlich über die Zeit.

Erster Einsatz von Beginn an, erstes Tor: Arjen Robben. Bild: reuters

BERLIN taz | Glücklich die Mannschaft, die einen Spieler hat, der eine Partie allein entscheiden kann. Die Holländer haben so einen in Arjen Robben, der gleich bei seinem ersten WM-Einsatz von Beginn an zeigt, dass er der Unterschied ist. Er allein macht die Niederlande, die sich bisher zwar effektiv aber alles andere als berauschend präsentierte, zu einem Titelkandidaten.

Es war die 18. Minute im Achtelfinale gegen die Slowakei als Robben das macht, was er eigentlich immer macht. Trotzdem ist er dabei nicht zu stoppen. Er schnappt sich den Ball auf der rechten Seite, zieht parallel zur Strafraumlinie nach innen, läßt sich von drei Gegenspielern nicht irritieren und zieht dann mit links ab. Sein harter, platzierter Schuss prallt vom Innenpfosten ins Tor. Es war ein Tor von umwerfender Einfachheit, eine Explosion in einem ansonsten meist vor sich hin plätschernden Spiel, das die Holländer ungefährdet und äußerst mit 2:1 gewinnen.

Von der Papierform her war die Partie zwischen der Niederlande und der Slowakei das am wenigsten spannende Achtelfinale dieser WM. Wie sollten die Slowaken, von denen kein Spieler bei einem Spitzenklub spielt, gegen die Weltauswahl der Holländer bestehen? Für die kurze Fußballgeschichte der Slowakei war schon der Einzug ins Achtelfinale ein nicht für möglich gehaltener Erfolg, für die Niederlande konnte es nicht mehr als eine Durchgangsstation auf dem Weg zum so sehnlich erhofften ersten WM-Titel sein.

Niederlande - Slowakei 2:1 (1:0)

Niederlande: Stekelenburg - van der Wiel, Heitinga, Mathijsen, van Bronckhorst - van Bommel, de Jong - Robben (71. Elia), Sneijder (90.+2 Afellay), Kuyt - van Persie (80. Huntelaar)

Slowakei: Mucha - Pekarik, Skrtel, Durica, Zabavnik (88. Jakubko) - Kucka, Hamsik (87. Sapara) - Stoch, Vladimir Weiss, Jendrisek (71. Kopunek) - Vittek

Schiedsrichter: Undiano (Spanien)

Zuschauer: 61.962

Tore: 1:0 Robben (18.), 2:0 Sneijder (84.), 2:1 Vittek (90.+4/Foulelfmeter)

Gelbe Karten: Robben, Stekelenburg / Kopunek, Kucka, Skrtel

Überraschend kam der bisher verletzte Arjen Robben in die Mannschaft für den angeschlagenen Rafael van der Vaart und damit die Hoffnung auf mehr Kreativität. Denn in der Gruppenphase hatten die Holländer nur mit Ergebnissen geglänzt, ihr pragmatischer Stil wurde in der Heimat stark kritisiert. Außerdem rückte Rechtsverteidiger Gregory van der Wiel wieder ins Team für Khalid Boulahrouz. Der slowakische Trainer Vladimir Weiss hätte sein Team nach dem Sieg über Titelverteidiger Italien wohl am liebsten nicht verändert, war aber durch die Gelbsperre des Mittelfeldmanns Zdeno Strba dazu gezwungen. Für ihn stellte Weiss seinen Sohn, der ebenfalls Vladimir heißt, auf.

Leider hielt die Begegnung was sie versprach, die Slowaken waren bis auf zwei Ausnahmen nie in der Lage Holland ernsthaft zu gefährden. In der 1. Minute ging Erik Jendriseks Schuss knapp über das Tor, danach ging eine Stunde lang kaum noch etwas. Wie auch, gegen Nigel Jong und Mark van Bommel, das formidable Paar im defensiven Mittelfeld der Holländer, muss man eben besser Fußball spielen können, um an ihnen vorbeizukommen. Die Holländer wiederum schienen nach dem wunderschönen Treffer Robbens nicht wirklich daran interessiert zu sein, sich in dieser Partie noch großartig anzustrengen.

Vor allem Stürmer Robin van Persie hatte einige Torchancen, vergab aber stets ziemlich kläglich. Kurz nach der Pause war es Robben aber wohl zu langweilig geworden. In der 50. Minute setzt er erneut zu einem Dribbling an und es folgt fast die Kopie des ersten Tores, wenn der slowakische Torwart Jan Mucha nicht sehr gut pariert hätte. Kurz darauf passt Robben zu Joris Mathijsen in den Strafraum, doch bei seinem Schuss ist Mucha erneut zur Stelle. Während die Holländer danach wieder in den Kontroll-Modus übergehen, wachen auf einmal die Slowaken auf. In der 67. Minute haben sie gleich zweimal die große Möglichkeit den Ausgleich zu erzielen, doch Miroslav Stoch und Robert Vittek scheitern mit ihren Schüssen an Hollands Keeper Martin Stekelenburg. Zehn Minuten später ist Vittek erneut in guter Position, schießt aber drüber.

Der Ausgleich war den Slowaken nicht vergönnt und als Sneijder einen Konter zum 2:0 abschließt, war die Partie entschieden. Vitteks Elfmeter in der Nachspielzeit zum 1:2 nach einem Foul Stekelenburgs an Martin Jakubko war nur noch Ergebniskosmetik. Robben stand da schon nicht mehr auf dem Platz. Trotzdem war dieses Spiel vor allem seine One-Man-Show. Sollte er so weitermachen, kann er dieses Turnier so prägen wie es seit Diego Maradonna 1986 kein einzelner Spieler mehr getan hat. Damals reichte es einem ansonsten durchschnittlichen Argentinien zum Titel.

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