Rainer Langhans wird 70: Der langhaarige Spinner

Er hat wahrscheinlich mehr WG-Erfahrung als jeder Langzeitstudent – und lebt immer noch in einer Kommune. Rainer Langhans, lockig wie eh und je, wird 70.

Nickelbrille und Locken - fast kein Unterschied zu damals. Bild: dpa

BERLIN taz | Er galt als der erste "Langhaarige" und an der gelockten Frisur hat sich bis heute nichts geändert. Rainer Langhans sagt von sich selbst, er sei ein "Spinner", und der hat es die letzten 40 Jahre geschafft, irgendwie im Gespräch zu bleiben - heute wird das "Medienwunder" (Peter Unfried, taz) 70 Jahre alt. Vor zwei Jahren schenkte ihm die Onlineausgabe des Focus eine Rubrik zum Beantworten von Leserbriefen, per Video und mit Langhans in weisheitschwangeren weißen Klamotten. Da durfte er noch mal über alles ausgefragt werden: die Kommune 1, die RAF, seinen Fleischverzicht und, na klar, über den befreiten Menschen.

Bevor sich Langhans das mit der Befreiung überlegte, wuchs er in Jena auf, machte 1961 Abitur, ging zur Bundeswehr und machte eine Offiziersausbildung. Dann folgte das Studium in Berlin, erst Jura, dann Psychologie. Doch die Kommune 1 und deren medienwirksamer Aktionismus waren wichtiger.

Ob nun das "Kaufhausbrand-Flugblatt", das Konsumkritik und den Protest gegen den Vietnamkrieg miteinander verband, oder das geplante "Pudding-Attentat" auf den damaligen US-Vizepräsidenten Hubert H. Humphrey, Langhans war dabei. Im WG-Alltag jedenfalls regierte die sexuelle Befreiung und der muntere Merksatz: "Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment." Nach dem Zusammenbruch des Berliner Soziallabors gründete Langhans mit Uschi Obermaier, die ihm später wahlweise Mick Jagger und Keith Richards ausspannten, in München eine Ableger-WG - die "Highfish-Kommune".

Auch als Regieassistent von Rainer Werner Fassbinder hat er zwischenzeitlich gearbeitet. In der bayerischen Hauptstadt ist Langhans geblieben und lebt als Autor und Filmemacher gemeinsam mit fünf Damen im Stadtteil Schwabing in Haremsmanier. Er findet sein seit der Studentenbewegung favorisiertes Lebensmodell heute vor allem im digitalen Netz wieder: "Die wirkliche Kommune ist heute das Internet, eine geistige Gemeinschaft." Letztlich ist damit aus einem der populärsten Köpfe von 1968 etwas geworden, das, öffentlichkeitswirksam inszeniert, wohl als Universaldilettant durchgeht - natürlich mit langen Haaren.

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