BP's Ölpest: Absaugglocke sitzt über Bohrleck

BP saugt ein Teil des ausströmenden Öls im Golf von Mexiko ab. Dennoch fließen weiter große Mengen ins Meer. Die US-Regierung präsentiert eine erste Rechnung: 55 Millionen Euro.

Demonstration vor der BP-Niederlassung in Washington. Bild: dpa

NEW ORLEANS afp/apn | Nach mehreren Niederlagen im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko meldet BP zumindest einen Teilerfolg: Dem Energiekonzern gelang es am Donnerstag, mit Unterwasserrobotern einen Trichter auf die gekappte Steigleitung des defekten Bohrlochs zu stülpen. So werde ein Teil des ausströmenden Öls abgefangen, hieß es am Freitag. Zur Menge machte das Unternehmen aber keine Angaben.

Videobilder von der Unglücksstelle in rund 1.600 Meter Meerestiefe zeigten, wie die trichterartige Kappe auf das ausgefranste Ende der Steigleitung gesetzt wurde, die zuvor gekappt worden war. Nach den Aufnahmen zu urteilen traten aber weiter Gas und Öl in großen Mengen aus; ob der Trichter richtig sitzt, konnte daher nicht unmittelbar beurteilt werden.

Das Leck war durch eine Explosion auf der Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 20. April entstanden. Die Insel sank zwei Tage später und zerstörte die Rohr- und Pumpanlage am Meeresgrund. Seither strömten schon mindestens 75 Millionen Liter Öl ins Meer.

Vor dem Kappen der Steigleitung war erfolglos versucht worden, eine riesige Kuppel über das gesamte Leck zu stülpen. Auch das Pumpen von Schlamm in die defekte Anlage brachte die Quelle nicht zum Versiegen. Neben diesen Rettungsversuchen wird bereits seit Ende April an einer Entlastungsbohrung gearbeitet, die den Druck aus der defekten Leitung nehmen und so den Ölstrom stoppen soll.

US-Präsident Barack Obama wollte am Freitag zum dritten Mal seit der Explosion der Bohrinsel in die betroffene Region reisen. In der CNN-Talkshow "Larry King Live" sagte er, selbstverständlich sei er "wütend" über die Ölkatastrophe, sehe aber keinen Sinn darin, "Leute anzuschreien". "Ich bin wütend über die ganze Situation. Hier hat jemand nicht die Konsequenzen seines Tuns bedacht", sagte Obama. Eine Reise nach Australien und Indonesien, die der US-Präsident eigentlich noch im Juni unternehmen wollte, verschob er.

Unterdessen stellte die US-Regierung dem britischen Energiekonzern eine erste Rechnung über 69 Millionen Dollar (rund 55 Millionen Euro) aus. Präsidentensprecher Robert Gibbs erklärte, damit sollten den US-Steuerzahlern die Kosten erstattet werden, die durch die Bekämpfung der schlimmsten Ölpest der US-Geschichte bisher entstanden seien.

BP gab die bislang entstandenen Kosten mit rund 820 Millionen Euro an. Experten rechnen damit, dass dem Konzern im schlimmsten Fall für die Reinigung von Meer und Küste Kosten von bis zu 5 Milliarden Euro entstehen. Ratingagenturen stuften die Kreditwürdigkeit von BP herab.

Nach einer Studie der Universität von Miami erstreckt sich der Ölteppich im Golf inzwischen auf einer Fläche von rund 25.000 Quadratkilometern. Die US-Behörden weiteten das Fischfangverbot auf mehr als ein Drittel der dortigen US-Gewässer aus.

Nach Louisiana, Mississippi und Alabama bereiteten sich nun auch die Behörden von Florida auf eine Verseuchung ihrer Küsten vor. Dort rechnet man damit, dass das Öl spätestens am Samstag an Land gespült wird. Die Strände im Nordosten Floridas sind als Urlaubsziel beliebt und von ganz erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung für den Staat.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.