Schlossnachbau: Mut zur Demontage

Die letzte Schau der Temporären Kunsthalle steht bevor. Doch ob danach das Humboldt-Forum kommt, ist offen.

"Fischgrätenmelkstand" soll die letzte Schau in der Kunsthalle sein. : dpa, Maria Laub

Die Temporäre Kunsthalle auf dem Schlossplatz wird derzeit für die neue Gruppenausstellung "Fischgrätenmelkstand" umgebaut. Abgesehen von der Verwunderung über den merkwürdigen Namen für die Schau wäre das an sich noch keine Nachricht. Aber "Fischgrätenmelkstand" ist Kurator John Bocks letztes geplantes Ausstellungsprojekt in der provisorischen Kiste.

Nach dem 1. September 2010 ist vorgesehen, die Temporäre Kunsthalle abzubauen. Laut Betreiber ist offen, ob und gegebenenfalls wo die 2008 eröffnete Halle wieder aufgebaut wird - vielleicht kann sie am Schlossplatz sogar stehen bleiben. Denn offen ist ebenso, wann auf dem Gelände mit der Vorbereitung zum Bau des Humboldt-Forums begonnen werden kann. Steht doch mit den aktuellen Sparplänen der CDU-FDP-Bundesregierung das 560 Millionen Euro teure Prestigeprojekt zum Wiederaufbau des Stadtschlosses für das Humboldt-Forum mehr denn je auf der Kippe.

So soll der Investitionshaushalt von Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) 2011 um 260 Millionen Euro gekürzt werden. Eine halbe Milliarde Euro kommen bis 2014 dazu. Ramsauer betonte in der neuesten Ausgabe des Spiegels, sein Etat sei zwar "kein Steinbruch". Man müsse sich aber daran gewöhnen, "dass nicht jedes gewünschte Projekt realisiert werden kann oder zumindest sofort". Dies gelte "auch für Wünsche, die der Bund selbst an Hochbauprojekten" habe - wie ein Schloss oder ein neues Innenministerium.

Bis zur Sparklausur der Merkel-Regierung am kommenden Sonntag will Ramsauer eine "Prioritätenliste" vorlegen, zu den genauen Projekten äußert er sich bis dahin nicht. Doch während Schloss-Stiftungsratschef Rainer Bomba (CDU) sich optimistisch gibt, dass Geld und Spenden für das Mammutprojekt weiter fließen, ist von Ramsauer bekannt, dass er Mut zur Demontage des Schlosses besitzt. Nach seinem Amtsantritt stellte er angesichts leerer Kassen die Kuppel in Frage. Sollte die 80-Millionen-Euro-Fassadenspende ausbleiben - bisher sind lediglich rund 12 Millionen Euro gesammelt worden -, wollte Ramsauer auch auf eine Fassade verzichten und das Schloss nur als Betonrohling hochziehen. Die geplante Fertigstellung für 2014 hat das Bauministerium bereits auf 2017 vertragt. Grundsteine für eine Verschiebung sind also gelegt.

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