Hochwasser in Polen und Brandenburg: Neuntes Todesopfer in Polen

Die Behörden in Brandenburg geben Entwarnung, aber Umweltschutzverbände glauben, dass das nächste schwere Hochwasser schlimmer wird als die Flut im Jahr 1997.

Rettungshelfer evakuieren am Freitag Anwohner im südpolnischen Brzeg. Bild: ap

BERLIN taz | Die Überschwemmungen in Polen haben nach Behördenangaben mindestens neun Menschen das Leben gekostet. Das Hochwasser erreichte am Freitag Warschau, wo der Weichsel-Pegel auf 7,40 Meter anwuchs. Die Nachrichtenagentur AFP zitierte Regierungschef Donald Tusk, der von einem "beispiellosen Drama" sprach: "Wir sprechen von 10 Milliarden Zloty Schäden". Umgerechnet sind das fast 2,5 Milliarden Euro.

In Brandenburg stieg der Oder-Pegel zwar weiter, die Behörden gaben aber Entwarnung. In Frankfurt wurden 3,59 Meter gemessen, normal sind hier im Mai 2 Meter. Der Hochwasserscheitel mit etwa 6 Metern wird zu Wochenbeginn erwartet. Bei der Flutkatastrophe im Sommer 1997 lag der Pegel in Frankfurt bei 6,57 Meter.

Erhebt sich die Frage: Ist nach den Flutkatastrophen an Oder und Elbe der Hochwasserschutz besser geworden? "Eindeutig nein", urteilt Axel Kruschat, Brandenburger BUND-Chef. "Damals hieß es, wir müssen den Flüssen wieder mehr Raum geben, um natürliche Überflutungsgebiete zu verschaffen."

Dies allerdings sei nicht passiert. Stattdessen seien in potenziellen Überschwemmungsgebieten weiterhin "Nutzungsansprüche" für landwirtschaftliche Flächen, Infrastruktur oder Siedlungen vergeben worden.

Kruschat fürchtet, dass Wassermassen wie damals heute zu einer noch größeren Katastrophe führen würden: "1997 waren in Polen deutlich mehr Dämme marode und sind gebrochen, was den Druck auf den Oderunterlauf minderte." Mittlerweile seien diese Dämme aber "nicht nur alle repariert, sondern auch höher gebaut worden". Zwar urteilt auch der Umweltschützer, dass es diesmal nicht so schlimm werde. "Aber bei der nächsten Fünf-B-Wetterlage werden die Probleme deutlich größer sein."

Die so genannten Fünf-B-Wetterlagen waren jeweils Auslöser der Fluten an der Elbe 2002 und 2006, der Donau und Oder. Dabei gelangt warme, stark wassergesättigte Luft vom Mittelmeerraum nach Mitteleuropa – ein Phänomen, dass durch die Erderwärmung häufiger geworden ist. Auch das Alpenhochwasser 2005 sowie das Schneechaos 2008 und in diesem März gehen auf Fünf-B-Wetterlagen zurück. Das Hochwasser jetzt hatte keine Fünf-B-Lage zum Ursprung.

Wolfgang Mädlow, Chef des Naturschutzbunds in Brandenburg, glaubt, dass fehlende Planfeststellungsverfahren das Problem vergrößern: "Seinerzeit wurden die beim Deichbau mit dem Verweis ausgesetzt, dass ,Gefahr im Verzug' bestehe". Die Verfahren dienen aber dazu, Natur- und Hochwasserschutz mit wirtschaftlichen Aspekten zu verknüpfen. "Erst das nächste schwere Hochwasser wird zeigen, ob die neuen Deiche halten, was sie versprechen."

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