Kommentar Hedge Fonds: Schmerzlose Maßnahme

Die EU will die Hedge Fonds besser kontrollieren und sucht sich damit den schwächsten Gegner. An die Banken traut sie sich nicht ran – sie können ungehindert spekulieren.

Warum nicht: Die europäischen Finanzminister wollen die Hedgefonds besser kontrollieren. Künftig sollen sie sich registrieren lassen und auch offenlegen, welche Anlagestrategien sie verfolgen. Gegen diese Idee ist nichts zu sagen. Transparenz kann nie schaden.

Doch eine neue Spekulationsblase wird damit nicht verhindert. Das machen schon die Dimensionen deutlich: Weltweit sollen die Hedgefonds etwa 1,9 Billionen Dollar verwalten. Das klingt nach viel Geld. Tatsächlich sind es "Peanuts" im Vergleich zu den Bilanzsummen der Banken. Allein die Deutsche Bank kommt bereits auf rund 1,67 Billionen Euro. Zudem haben nicht die Hedgefonds die derzeitige Finanzkrise verursacht. Stattdessen steuerten normale Banken auf den Konkurs zu, weil sie sich zu viele Schrottpapiere zugelegt hatten.

Es macht daher misstrauisch, dass zwar die Hedgefonds reguliert werden sollen – von einer schärferen Kontrolle der Banken aber nichts zu sehen ist. Im Gegenteil. Die Banken können ungehindert spekulieren und dabei Milliardengewinne erzielen. Denn anders als die Hedgefonds genießen die Banken ein sehr lukratives Privileg: Sie dürfen sich zu faktischen Nullzinsen bei den Zentralbanken verschulden. Die "Hebelwirkung" ist daher sogar noch höher als bei normalen Hedgefonds. Man könnte auch sagen: Die Banken sind die eigentlichen Hedgefonds.

Aber an die Banken traut sich die EU nicht heran, sondern sucht sich mit den Hedgefonds den schwächsten Gegner aus. Die Lobbymacht der Fonds ist nicht nur beschränkt, weil ihr verwaltetes Vermögen übersichtlich ist – zudem sind sie in London konzentriert. Den meisten EU-Ländern fällt es daher leicht, sich auf die Hedgefonds zu stürzen. Wollte die EU gefährliche Spekulationen tatsächlich unterbinden, müsste sie sich zu zwei Maßnahmen durchringen: Sie müsste den Eigenhandel der Banken verbieten – und die Anforderungen ans Eigenkapital hochsetzen.

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Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).

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