Apple attackiert den Flash-Player: Steve Jobs giftet gegen Adobe

Steve Jobs schreibt einen langen offenen Brief, warum seine Touchscreen-Geräte die Flash-Technik nicht unterstützen. Der Hersteller schlägt im "Wall Street Journal" zurück.

Jobs wirft dem Flash-Hersteller Adobe vor, ein falsches Spiel zu spielen. Bild: rtr

Selten wurde ein Konflikt in der IT-Branche derart offen ausgetragen: Nachdem Apple in den letzten Wochen ständig mit der Kritik konfrontiert worden war, dass auf seinen Mobilgeräten vom iPhone bis zum iPad die Animationstechnik Flash nicht läuft, platzte Firmenboss Steve Jobs nun der Kragen. In einem offenen Brief ("Gedanken zu Flash") schrieb er, warum Apple die Technik, mit der immerhin 75 Prozent aller Videoinhalte im Web dargestellt und unzählige Internet-Spiele betrieben werden, auf seinen Geräten verbietet. Der über 10.000 Zeichen lange Text hat es in sich: Darin wirft Jobs dem Flash-Hersteller Adobe vor, ein falsches Spiel zu spielen. Der behaupte zwar, Flash sei offen, doch in Wahrheit kontrolliere der Design-Software-Hersteller die Plattform vollständig: "Sie ist 100 Prozent proprietär." Apple setze dagegen auf offene Standards wie die neue Web-Sprache HTML5, das Gestaltungsformat CSS und die Browser-Programmiersprache JavaScript, mit denen sich inzwischen all das umsetzen lasse, wofür man früher Flash benötigt habe. Zudem sei das Argument, ohne Flash könne man "nicht das ganze Web" sehen, falsch: Inzwischen würden beispielsweise immer mehr Videos in moderneren Formaten wie H.264 angeboten. Zum Schluss erlaubte sich Jobs auch noch einen technischen Seitenhieb: Flash sei unsicher und zudem der Grund Nummer 1, warum Mac-Rechner mit Apple-Betriebssystem abstürzten. "Das wissen wir aus erster Hand." Auf seinen Mobilplattformen könne man so etwas nicht erlauben, außerdem verbrauche Flash zu viel Strom. Die Antwort Adobes ließ nicht lange auf sich warten. In einem Interview mit dem "Wall Street Journal" meldete sich noch am gleichen Tag Firmenboss Shantanu Narayen zu Wort. Er bezeichnete Jobs' technische Argumentation als Vorwand. Apple wolle nur sein geschlossenes Geschäftsmodell schützen, während Adobe es beispielsweise Medienkunden erlaube, ihre Inhalte einmal zu erstellen und auf zahlreichen Plattformen zu verbreiten, was Apple nun für iPhone und Co. verbiete. Außerdem stimme es nicht, dass Flash zu viel Strom verbrauche, wenn es auf Geräte optimiert sei. Dies verhindere Apple aber. Wie auch immer der Streit ausgeht - er wird auf dem Rücken der Nutzer ausgetragen. Wer sich heute ein iPhone oder ein iPad kauft, kann Teile des Netzes nicht sehen - da kann Jobs noch so sehr argumentieren, die Zeit für Flash wäre abgelaufen. Allerdings muss sich auch Adobe an die eigene Nase packen: Die Firma schafft es seit Monaten nicht, eine funktionierende und adäquat schnelle Flash-Version für moderne Handys herzustellen. Dies solle nun im Sommer geschehen, kündigte Narayen an.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.