Radverkehr: Fahrrad per Kundenkarte

Mit einem neuen Leihsystem soll der individuelle Radverkehr in der Stadt gestärkt werden. 150 Räder stehen für den Test bereit.

Die Kombination verschiedener Verkehrsmittel soll künftig einfacher werden. Bild: SVEN KAESTNER/AP

Eine junge Frau beäugt neugierig die dreizehn Fahrräder, die am Hausvogteiplatz in aufgemalten Parkbuchten stehen. Ziellos tippt die Frau auf dem Bildschirm daneben herum und geht weiter, ratlos. Wäre sie eine von 300 Testfahrern, müsste sie ihren Weg nicht zu Fuß fortsetzen. Seit Montag können Ausgewählte in einer zweimonatigen Laborphase für das Fahrradverleihsystem "StadtRAD" ein Rad an einer der elf Stationen in Mitte ausleihen. Das Projekt wird von der Deutschen Bahn, dem Senat und dem Bezirk Mitte entwickelt.

Gemeinsames Ziel ist es nach Angaben von Bahnsprecherin Regina Marusczyk, "ein völlig neues System der Fahrradausleihe zu entwickeln und in den öffentlichen Personennahverkehr zu integrieren". Für eine gewisse Dauer soll die Nutzung eines Fahrrads mit einer gewöhnlichen Fahrkarte des öffentlichen Nahverkehrs kostenlos sein. Die Bahn betreibt über eine Tochter seit acht Jahren bereits das Mietsystem "Call a bike". "Call a bike ist mit deutschlandweit 97.000 registrierten Kunden ein großer Erfolg, aber mit dem neuen System soll das Entleihen und die Rückgabe von Fahrrädern einfacher werden", so Marusczyk.

Die bisherige Freischaltung per Mobiltelefon wird durch eine persönliche Kundenkarte ersetzt. Getestet werden zwei verschiedene Systeme von Entleih- und Rückgabestationen: Im Fix-System müssen die Fahrräder an festen Stellplätzen, im Flex-System innerhalb einer markierten Fläche rund um das Entleihterminal platziert werden. Nach Ende der Laborphase Ende Mai wird mithilfe der Auswertung des Tests das passende System bestimmt, das dann im eigentlichen Pilotprojekt im Sommer zum Einsatz kommt.

Dann soll StadtRAD Berlin mit mehr als 1.000 Rädern an über 50 Stationen im Bezirk Mitte für alle offen sein und nach und nach in das System des öffentlichen Personennahverkehrs integriert werden. "Wir erhoffen uns von den Fahrrädern in Berlin nicht nur positive Auswirkungen auf die Umwelt, sondern auch eine Entspannung des öffentlichen Nahverkehrs", erklärt Burkhard Horn der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Die Kapazitäten für eine Fahrradmitnahme in U- und S-Bahn seien vor allem zu Stoßzeiten bereits so gut wie ausgeschöpft. "In vielen anderen europäischen Großstädten gibt es ähnliche Systeme, und die sind sehr erfolgreich", so Horn.

Und tatsächlich: In Paris erfreuen sich Leihfahrräder seit ihrer Einführung vor drei Jahren großer Beliebtheit. Inzwischen rollen 20.000 Räder durch die französische Hauptstadt. Die Lokalpresse sprach zeitweise sogar von einer Fahrradrevolution. Ob sich StadtRAD in Berlin zu einem ähnlich großen Erfolg entwickelt, wird sich zeigen. Den Fingerabdrücken auf den Displays der Teststationen nach zu urteilen sind viele Berliner zumindest neugierig geworden.

REGINA MARUSCZYK

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