Werders Woche der Entscheidungen: Wir sind Pokal

Ein geplatzter Traum, ein Final-Einzug, ein Fast-Ticket nach Europa, zwei Verlierer und ein Gewinner: Bilanz einer verrückten Woche für den Fußball-Bundesligisten.

Ende einer verrückten Woche: Werder Bremen feiert den Einzug ins DFB-Pokalfinale. Bild: dpa

BREMEN taz | Dichtes Gedränge herrschte nach dem Halbfinale des DFB-Pokals um die Werder-Spieler. Bereitwillig und sehr entspannt machten selbst die Spieler vor den Notizblöcken und Mikrofonen halt, die sonst gern schnell das Weite suchen. Die fünf Tage der Wahrheit mit drei Spielen in drei Wettbewerben war gerade mit einem Happy End zu Ende gegangen, der FC Augsburg mit 2 : 0 besiegt worden.

Stolz zeigten die Pokalmatadoren das nach dem Schlusspfiff übergestreifte "Pokal-Fieber"-Trikot in die Kameras, während draußen "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin" skandiert wurde. Als Nebeneffekt des Einzugs in das DFB-Pokalfinale am 15. Mai konnten Fans wie Spieler den fast sicheren Einzug in die Europa League feiern, aus der sie am Donnerstag erst herausgeflogen waren.

Die verrückte Werder-Woche hatte mit einer großen Enttäuschung begonnen. Auch offensiver Zauberfußball mit vier Toren und weiteren 15 Großchancen konnte die schläfrige Abwehrleistung gegen den FC Valencia nicht kompensieren, das 4 : 4 beendete den Traum, im Mai den Europapokal zu gewinnen. Um nicht auch noch aus dem zweiten Pokalwettbewerb zu fliegen, griff Trainer Thomas Schaaf am Samstag gegen den VfL Bochum zu einem Mittel, das ihm sonst fernliegt: der Total-Rotation.

Der Werder-Trainer schonte ein halbes Dutzend Stammkräfte für den Pokalwettbewerb. Das machte die Partie gegen den Abstiegskandidaten zwar unnötig spannend und brachte Schaaf den Ruf eines "Zockers" ein - ging aber mit dem knappen 3 : 2-Sieg gerade noch mal gut. Außer für die Verlierer der Woche: Daniel Jensen und Markus Rosenberg wurden zur Halbzeit ausgewechselt und standen gegen Augsburg nicht mal mehr im Kader.

Die Bestbesetzung reichte gegen den FC Augsburg am Dienstag dann zwar nicht für eine deutliche Deklassierung des Zweitligisten. Aber immerhin für den Beweis, dass die Bremer Fußball-Seele erst im DFB-Pokal, so richtig zu sich selbst findet. Da springt auch bei einem mittelmäßigen Spiel mit relativ ungefährdetem Sieger der Funken vom Spielfeld auf die Ränge und wieder zurück. 20 Halbfinals, zehn Finals und sechs Pokalsiege, davon allein drei unter Schaaf, sind eine beeindruckende Bilanz. "Wir haben schon immer gesagt, dass der Pokal etwas Besonderes ist, ein toller Wettbewerb, um den es zu kämpfen lohnt", sagte Schaaf.

Der Finaleinzug sorgt auch für neue Kräfte im Bundesliga-Endspurt, sogar die Champions League ist wieder ein Thema. Die acht Punkte Abstand auf Platz drei gelten nicht mehr als unüberwindbar: "Wir müssen nur alles dafür tun", beschwor Mesut Özil. Derweil warteten Journalisten vergeblich auf den größten Gewinner der Woche. Marko Marin war mal wieder zur Doping-Probe ausgelost worden und verließ die Kabine als letzter. Nach Torerfolg und großer Leistung in allen drei Spielen ist der Dribbelkünstler in den letzten fünf Tagen vom Leichtgewicht mit Ladehemmung zum Hoffnungsträger avanciert. Auch für den größten aller Pokalwettbewerbe, die Fußball-Weltmeisterschaft.

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