UN-Menschenrechtskomitee stoppt Sägen

Altwälder in Nordfinnland werden vorerst nicht mehr abgeholzt. UNO mahnt Rechte der Ureinwohner an

STOCKHOLM taz ■ Nun herrscht erst einmal Ruhe in den finnischen Altwäldern: Die Regierung in Helsinki hat die staatliche Forstgesellschaft Metsähallitus angewiesen, die Holzeinschläge in Nordfinnland zu stoppen. Damit reagierte das Kabinett auf einen Appell des UN-Menschenrechtskomitees, keine unwiderruflichen Fakten zu schaffen. Das Gremium wird demnächst endgültig über den Fall entscheiden. Drei samische Rentierzüchter hatten sich an das UN-Komitee gewandt, weil die Holzeinschläge ihre Lebensgrundlage gefährdeten.

Dies ist bereits der zweite Etappensieg: Nach langwierigen Protesten von Umweltschutzorganisationen hatte die staatliche Metsähallitus schon in der vorletzten Woche angekündigt, dass man kein Holz mehr an die Papierindustrie verkaufen wolle. Bis auf weiteres würde man nur noch Bäume schlagen, um den Bedarf der lokalen Sägewerke zu decken.

Unklar ist, wie lange die Sägen schweigen werden. Die finnische Regierung hat ihre grundsätzliche Einstellung nicht geändert, dass die Abholzung weder ökologisch bedenklich sei noch die Rechte der Urbevölkerung verletze. Allerdings dürfte das finnische Kabinett eine gegenteilige Auffassung des UN-Menschenrechtskomitees akzeptieren. „Es ist gut, dass die Abholzungen endlich gestoppt werden“, begrüßt Mattias Åhren vom Sameråd, der Interessenorganisation der Sami, die jetzige Entscheidung. Er wundert sich jedoch, „dass es erst solch umfassender Proteste bedurfte, bis der finnische Staat vernünftig geworden ist“. Doch werden Schäden bleiben: „Die schon abgeholzten Gebiete sind lange als Weidegebiete der Rentiere zerstört. Die Bäume müssen mindestens 70 Jahre alt sein, bis sich die mineralreichen Hängeflechten wieder entwickeln können.“

„Finnland verspielt seinen guten internationalen Ruf bei den Menschenrechten“, kritisierte Martin Scheinin, Völkerrechtsprofessor und Rechtsvertreter der Sami. Und die Tageszeitung Hufvudstadsbladet aus Helsinki schreibt von einem „peinlichen“ Umgang mit den Minderheitenrechten. Beim Streit um die nordfinnischen Wälder gehe es nicht um einige Arbeitsplätze in der Forstwirtschaft: „Es geht um das Recht der Urbevölkerung auf seine traditionelle Kultur und Wirtschaft, um ein unersetzliches Erbe.“

REINHARD WOLFF