Arbeitskampf in der Getränkeindustrie: Abfüller wollen sichere Jobs

Coca-Cola steht ein Arbeitskampf ins Haus. Um einen neuen Tarifvertrag zu erzwingen, wappnet sich auch die ansonsten friedliebende Gewerkschaft NGG für Streik.

Vom Sparkurs bedroht: Mitarbeiterin einer deutschen Coca-Cola-Abfüllung. Bild: dpa

Ungewohnt scharfe Worte: "Wir erwarten ein deutliches Entgegenkommen, sonst gibts richtig Krach", erklärte Claus Harald Güster, Vize-Chef der häufig eher sozialpartnerschaftlich geprägt auftretenden Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in deren Bundeszentrale in Hamburg-Altona. Von Warn- und unbefristeten Streiks ist die Rede - falls in der kommenden Woche die nächste, nunmehr achte Verhandlungsrunde mit der Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG (CCE) um einen Unternehmenstarifvertrag keinen Durchbruch bringt. Davon wären dann auch die Abfüllwerke für Coke-Mehrwegflaschen in Hildesheim, Osnabrück, Bremen und Mölln betroffen.

Sieben Mal seit vorigem Oktober hat Güster schon mit den CCE-Verantwortlichen verhandelt - ohne Ergebnis. Die Gewerkschaft verlangt den Abschluss eines neuen Vertrages für die 11.000 Beschäftigten, nachdem der alte Ende 2009 ausgelaufen ist. "Kern des Vertragspakets ist vor allem die Beschäftigungssicherung", sagt Güster. Bereits 2006 schlossen NGG und CCE einen solchen Vertrag ab: Zuvor hatte sich der Konzern vom Konzessionssystem der separaten Abfüller abgewandt, Produktion und Vertrieb waren in der Berliner Zentrale gebündelt worden. Damals einigten sich Arbeitgeber und Belegschaft darauf, dass die Umstrukturierung keine betriebsbedingten Kündigungen nach sich ziehen durfte.

Im Gegenzug ließ sich die NGG darauf ein, die Arbeitszeiten von regulär 38 Stunden pro Woche zu "flexibilisieren" - im Klartext: "Mehrarbeit wird nicht bezahlt, sondern durch Freizeit ausgeglichen", sagt Güster. In nachfragearmen Zeiten, etwa im Winter, können die Wochenstunden auf 30 gesenkt und Arbeitszeitkonten abgebaut werden. Im Sommer kann die Arbeitszeit dafür auf bis zu 48 Stunden erhöht werden.

Die NGG fordert nun eine Neuauflage des damaligen Vertrags. Der CCE-Vorstand verlangt dagegen Flexibilisierung auf bis zu 60 Stunden: "Sie wollen den Samstag durchbohren bis in den Sonntag hinein", erklärt Güster. Zudem habe der Konzern angekündigt, 20 der 50 Vertriebs- sowie vier der derzeit 22 Produktionsstandorte zu schließen und verstärkt auf Leiharbeit und Werksverträge zu setzen.

Im schlimmsten Fall könnte das 4.000 Jobs kosten, sagt der CCE-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Johan Botella. "Die Belegschaften wissen sehr genau, um was es geht." Der Tarifvertrag sei eine Art "Seele des Unternehmens" gewesen, und die darin zu findenden "Sicherheitsmechanismen", so Botella weiter, wollten die Angestellten erhalten wissen. Noch dazu kursierten bereits Gerüchte, dass die Coca-Cola Company in Atlanta, die 100 Prozent der CCE-Anteile hält, den Konzern mittelfristig abstoßen wolle - was weitere Arbeitsplätze kosten könnte und den Tarifvertrag so wichtig mache.

"Die Belegschaften haben langsam die Schnauze voll", sagt Güster, der die NGG für einen Streik gewappnet hält. In den Produktionsstätten habe die Gewerkschaft einen Organisationsgrad zwischen 80 und 100 Prozent. "Die Vertriebskanäle sind schnell trocken gelegt", sagt er. Und in den absatzstarken Sommermonaten könne CCE "alles gebrauchen - aber keinen Arbeitskampf".

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