Direkt aus der Zeitmaschine

The Ex gibt es immer noch: Revival-Tournee mit Abstecher nach Hamburg

Es gibt kaum eine Band aus frühen Punk-Tagen, die heutzutage mehr als ein halbgares Revival zusammenschustert, mehr als eine laue Rückschau auf die eigene Geschichte. Ganz anders dagegen die Amsterdamer Band The Ex, die es auf wundersame Weise vermag, seit 25 Jahren so zu klingen, als hätten sie gerade ihr erstes Album herausgebracht.

Das konnte vor kurzem erstaunt feststellen, wer die Zusammenstellung Singles. Period. The Vinyl Years 1980-1990 hörte: eine Musik aus einer anderen Zeit, die so scharfkantig, dringlich, verstörend und zeitgemäß klingt, dass man nur verwundert den Kopf schüttelt.

Eine Band, gegründet 1979, tiefgekühlt aus der Zeitmaschine, irgendwo zwischen Jazz, Krach, Punk und Avantgarde, die ihren kreativen Höhepunkt nicht überschritten hat, sondern seit Ewigkeiten von einem Höhepunkt zum andern taumelt.

Im Gegensatz zu vielen anderen Polit-Punks der frühen Hardcore-Jahre, ganz anders als etwa Bad Religion oder die befreundete Anarchisten-Kommune von Chumbawamba hat die Musik von The Ex einen deutlich improvisatorischen Charakter. Punk wurde hier nie als Fortsetzung des Rock‘n‘Roll mit anderen Mitteln verstanden, immer glaubten The Ex an die Freiheit der musikalischen Struktur – nachzuhören auf ihren Alben Pokkeherrie, Too Many Cowboys, Aural Guerilla oder Hands Up, You‘re Free. Eine Freiheit, die auch vor Freejazz oder (ganz unpunkig) vor traditioneller äthiopischer Musik nicht halt machte.

Natürlich liebten Sonic Youth diese freiheitsverliebten Holländer – Thurston Moore spielte auf einem ihrer Alben. Ihr Einfluss auf die Nachgeborenen – etwa auf die jüngst wiederentdeckte Berliner Band Mutter – ist beachtlich. Auch Tortoise und Fugazi sind bekennende The Ex-Fans. Jetzt sind The Ex, 26 Jahre nach Bandgründung, endlich wieder auf Deutschlandtournee.

Marek Storch

Do, 24.11., 22 Uhr, Hafenklang