Finanzierung sozialer Netzwerke: Facebook setzt auf Digital-Konsum

Das Online-Bezahlsystem Clickandbuy hat eine Anwendung für das soziale Netzwerk veröffentlicht, mit der Facebook-Nutzer künftig digitale Güter kaufen und Geld überweisen können.

Auf der Suche nach neuen Geldquellen: Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Bild: ap

Noch leben soziale Netzwerke wie Facebook oder StudiVZ vor allem von Werbung: zu den Interessen der Nutzer passend eingeblendet, soll sie der Wirtschaft erlauben, ihre Zielgruppe ganz direkt anzusprechen. Allerdings ist bislang noch völlig unklar, ob dieses Modell tatsächlich trägt: So fallen bei Facebook mit seinen mittlerweile 350 Millionen Mitgliedern enorme Server- und Datenverkehrskosten an, von den Gehältern für die zahllosen Mitarbeiter ganz zu schweigen.

Da wundert es nicht, dass sich die Betreiber von Facebook nach neuen Einnahmequellen umsehen. Eine Möglichkeit ist der Verkauf so genannter digitaler Güter. Dabei handelt es sich beispielsweise um Ausrüstungsgegenstände in Online-Spielen, hübsche Hintergrundbilder für das eigene Profil oder allerlei von außen eher wertlos wirkender Produkte wie virtuelle Blumensträuße. Das Geschäft mit digitalen Gütern boomt und hat den Vorteil, dass es enorme Gewinnspannen bietet.

Damit dieser neue digitale Kapitalismus überhaupt funktioniert, müssen Zahlungsanbieter die Online-Geldtransfers gewährleisten. Clickandbuy, nach eigenen Angaben größtes Online-Bezahlsystem Europas, will nun in die Bresche springen: Ab Februar soll es für Clickandbuy-Kunden möglich sein, bei Facebook virtuelle Güter zu kaufen. Außerdem soll sich das soziale Netzwerk zu einer Art Minibank entwickeln: Nutzer sollen sich gegenseitig Geld überweisen können - anfangs Beträge bis 50 Euro, später dann sogar Beträge bis zu 2.500 Euro.

Laut eigener Statistik hat Clickandbuy im Jahr 2009 rund eine Milliarde Euro über seine Plattform abgewickelt - für 16.000 Händler. Damit sieht man sich bereit für die "Monetarisierung des Web 2.0". Der Anbieter mit Sitz in London mischt auch im Bereich der Bezahlinhalte von Verlagen mit: Bei Springers "Berliner Morgenpost" und "Hamburger Abendblatt" zieht er das Geld für die kürzlich eingeführten Monatsabos für Regionalnachrichten ein. Damit nun auch die Eroberung von Facebook klappt, muss das Unternehmen die Nutzer zunächst davon überzeugen, sich mit einem eigenen Account bei Clickandbuy zu registrieren. Dieser Account dient dann dazu, Geld vom Konto oder einer Kreditkarte einzuziehen und an die Händler weiterzureichen. Die können das Zahlsystem dann per Programmierschnittstelle in ihre Software einbauen und zahlen dann pro Transaktion.

Es bleibt die Frage, ob sich ein einzelner Zahlungsanbieter wirklich durchsetzen kann. Clickandbuys großer amerikanischer Konkurrent, die eBay-Tochter Paypal, hat ebenfalls bereits eine eigene Facebook-Anwendung am Start. Diese ist allerdings deutlich einfacher gestrickt - sie dient derzeit nur für relativ simple Geldtransfers unter Mitgliedern, die sich einige Dollar zustecken wollen. Interessant dürfte außerdem werden, was passiert, wenn die Netzwerkbetreiber selbst aktiv werden: Neben Clickandbuy und Paypal bastelt nämlich Facebook selbst an einem eigenen Bezahlsystem. So kann man schon jetzt sogenannte Credits bei dem sozialen Netzwerk erwerben, die sich zum Kauf von Reklameanzeigen und verschiedenen digitalen "Geschenken" eignen. Dieses Verfahren dürfte weiter ausgebaut werden und sich dann für Facebook zu einer wichtigen neuen Einnahmequelle entwickeln: An jeder Transaktion wäre der Plattformbetreiber mit einigen Prozentpunkten beteiligt, wie dies auch Kreditkartenanbieter handhaben.

Facebook-Konkurrenten träumen unterdessen ebenfalls von eigenen Bezahlsystemen. So will StudiVZ, das mit 16 Millionen Mitgliedern größte deutsche soziale Netzwerk, im zweiten Quartal 2010 ein eigenes Angebot für kleinere wie größere Zahlungen starten. Dabei ist geplant, sowohl reale Güter (etwa von einem Online-Pizzaservice) als auch virtuelle Produkte zu verkaufen. Vorbild bei dem Ansatz ist Apple mit seinem "App Store" für das iPhone: Der Verkauf der Software für das Handy läuft komplett über den Plattformbetreiber, der jeweils 30 Prozent vom Umsatz einbehält. Ein solches "no frills"-Angebot, bei dem sich der Verkäufer nicht um die recht komplizierte Handhabung von Kreditkarten kümmern muss, will auch StudiVZ für interessierte Drittfirmen anbieten.

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