Hertha BSC überrascht: G.E.W.O.N.N.E.N.!

Hertha kann noch siegen – zumindest gegen Hannover. Wie in der Hinrunde starten die Berliner in die Rückrunde mit einem Erfolg. Die Fans sind sicher sicher: "Die Hertha steigt niemals ab".

Hat mal wieder was geleistet: Herthas Arne Friedrich im Zweikampf mit Christian Schulz. : Reuters

Vorgesehen war er eigentlich nicht. Steve von Bergen, der Nationalspieler aus der Schweiz, erfuhr erst am späten Samstagvormittag, dass er kurzfristig in die Innenverteidigung von Schlusslicht Hertha BSC Berlin rücken würde. Wenig später klärte er im Niedersachsenstadion gegen eine orientierungslose Mannschaft von Hannover 96 die einzige bedrohliche Situation, spitzelte den Ball vom Fuß des einschussbereiten Didier Ya Konan und bewahrte die Gäste so vor einem frühen Rückstand.

"Im Fußball kann alles sehr schnell gehen", sagte von Bergen, nachdem er und die Tore von Lukasz Piszczek (30.), Raffael (33.) und Theofanis Gekas (80.) dazu beigetragen hatten, dass man in Berlin nach dem gelungenen Rückrundenauftakt weiter vom Wunder, dem Klassenerhalt, träumen darf.

Dementsprechend groß war die Erleichterung bei den Spielern, die in den letzten Monaten immer wieder immer neue Enttäuschungen und Niederlagen kommentieren mussten. Trotz der nach wie vor gefährlichen Situation war es also nicht verwunderlich, dass man nach dem kleinen Hoffnungsschimmer in Hannover in viele durchaus glückliche Augenpaare blicken konnte.

"Das waren drei ganz wichtige Punkte - für den Klassenerhalt und für das Selbstbewusstsein", sagte von Bergen. "Wir wollten unbedingt zeigen, dass wir besser sind, als es der Tabellenplatz aussagt", meinte Nationalspieler Arne Friedrich. "Die Mannschaft hat im Vergleich zur Hinrunde ein ganz anderes Gesicht gezeigt."

Das wiederum hatte in erster Linie mit dem in der Winterpause eifrig angeschobenen Personalkarussell zu tun. Da war, hinten links in der Verteidigung, der aus Gelsenkirchen verpflichtete Georgier Levan Kobiashvili. Er gab dem Berliner Spiel auf dieser zuletzt anfälligen Position Sicherheit und sorgte auch nach vorne für viel Gefahr. Die strahlte auch der griechischen Nationalstürmer Theofanis Gekas von Bayer Leverkusen aus - eine vielversprechende Alternative zu dem Kolumbianer Adrian Ramos.

"Wir haben gesehen, dass diese erfahrenen Spieler ganz wichtig für uns sind", sagte Hertha-Trainer Friedhelm Funkel. "Diese Erfahrung tut der Mannschaft gut." Wenn er von den neuen Spielern spricht, zählt er auch Florian Kringe dazu. Nach seinem Fußbruch spielte er erstmals von Anfang an und lieferte im rechten Mittelfeld eine ordentliche Leistung ab.

Aber auch spielerisch präsentierte sich die Hertha von einer ganz anderen Seite. Ein wenig erinnerte das, was man an diesem nasskalten Samstag in Hannover sah, an das vergangene, aufregende Frühjahr. Berlin fand eine erstaunlich gelungene Kombination aus defensiver Ordnung und offensiver Freiheit, der die erschreckend harmlosen Gastgeber nichts entgegenzusetzen hatten.

Vielleicht gerade deshalb. Piszczek erzielte die Führung (30.), der bewegliche Spielmacher Raffael legte nur drei Minuten später nach, Theofanis Gekas stand da, wo ein Stürmer stehen muss, und staubte zur endgültigen Entscheidung ab (80.). Dass Cícero kurz darauf mit einem Foulelfmeter an Torwart Florian Fromlowitz scheiterte, interessierte am Ende niemanden.

Was dagegen interessierte, war die Frage, wie eine so kurze Winterpause ein bis dahin so unglaublich verunsichertes Team derart verändern kann. "Wir haben wieder an uns geglaubt", sagte Arne Friedrich, "wir sind davon überzeugt, dass wir es schaffen können."

Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. Das weiß keiner besser als Friedhelm Funkel. "Die Situation ist schwierig und wird schwierig bleiben", sagt er. "Wir müssen in den nächsten Wochen weiter konzentriert arbeiten." Und am besten in den nächsten beiden Spielen, zu Hause gegen Mönchengladbach und Bochum, da weitermachen, wo sie in Hannover aufgehört haben. Damit der Traum vom großen Wunder Klassenerhalt in Berlin nicht schneller ausgeträumt ist, als ihnen lieb ist.

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