Pharmakonzern Hoffmann-La Roche: Nominiert für den Schmähpreis

Der Pharmakonzern Hoffmann-La Roche soll für medizinische Studien in China Organe von hingerichteten Gefangenen verwenden. Das Unternehmen weist das zurück.

Verleihen den Schmähpreis "Public Eye Award": Greenpeace und die "Erklärung von Bern" (EvB) Bild: reuters

BERLIN taz | Greenpeace und die globalisierungskritische "Erklärung von Bern" (EvB) werfen dem Arzneimittelkonzern Hoffmann-La Roche vor, für medizinische Versuche in China "höchst wahrscheinlich" Organe von Todeskandidaten zu verwenden. Deswegen haben die Organisationen das Unternehmen für ihren diesjährigen Schmähpreis "Public Eye Award" nominiert, der alljährlich zum Beginn des Weltwirtschaftsforums, des Weltgipfels der Wirtschaftselite, im Schweizer Skiort Davos verliehen wird. Im Mittelpunkt der Kritik stehen unsoziale und unökologische Praktiken der Konzerne.

Hoffmann-La Roche bestätigt, "300 Patienten" in China für "Studien rekrutiert" zu haben. Das Unternehmen will herausfinden, wie chinesische Organempfänger auf das La-Roche-Medikament CellCept reagieren. Die Konzernkritiker nehmen freilich an, dass in China "mehr als 90 Prozent aller transplantierten Organe von hingerichteten Gefangenen stammen". Eine La-Roche-Sprecherin sagte der taz, dem Unternehmen sei nicht bekannt, woher die Körperersatzteile kämen.

Weiter erklärte La Roche, China habe 2007 ein neues Transplantationsgesetz verabschiedet. "Demnach müssen Gefangene und/oder Familienmitglieder zustimmen, dass ihre Organe zur Transplantation verwendet werden dürfen. Zusätzlich muss ein Gericht die Entscheidung genehmigen." Diese Einschränkung reicht den Konzernkritikern nicht. "Weil die Firma nicht ausschließen kann, dass die Organe von Gefangenen stammen, muss sie die Studie sofort beenden", sagte EvB-Sprecher Oliver Classen.

Ein weitere Kandidatin für den Anti-Oskar ist die Royal Bank of Canada. Dem Unternehmen werfen die Kritiker vor, in Kanada auf riesigen Gebieten Ölsand abzubauen und dabei massive Umweltzerstörungen in Kauf zu nehmen. "Öl aus Teersand verursacht dreimal so hohe CO2-Emissionen wie konventionell gewonnenes Öl", schreiben Greenpeace und EvB. Das giftige Abwasser werde im extra dafür gebauten größten Stausee der Welt gespeichert. Die Einwohner in der Umgebung erkrankten an "kaum bekannten Krebsarten".

Weiterhin nominiert sind der Stahlkonzern ArcelorMittal, das Energieunternehmen GDF Suez und das Internationale Olympische Komitee. Dieses kritisieren Greenpeace und EvB, weil es sich weigere, indianischen Einwohnern Entschädigungen für die Nutzung ihres Landes bei den Winterspielen 2010 in Vancouver zu zahlen.

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