Licht aus dem Norden

SKANDINAVISCHER POP Die neue Reihe „Nordlicht-Klub“ des Berliner Labels Für Records präsentiert in Göttingen und Osnabrück. Im Februar sind dort zwei vielversprechende Newcomer zu hören: Die verrückten Schweden Forest & Crispian und die dänischen Dream-Popper Where Did Nora Go

Dream-Pop stirbt gewiss nicht aus. Von der Schönheit der Melancholie wird immer jemand singen wollen – meist zu Schäfchenwolkenmusik. Selbstverständlich gibt es auch hörenswerte Dream-Pop-Bands, Galaxie 500, The XX oder Beach House. Apropos Beach House: Eine so herrlich spröde Stimme wie die von Victoria Legrand konnte man in dieser Welt niedlich verzärtelter Jungs- und Mädchenstimmen sehr selten hören.

Seit es Where Did Nora Go aus Dänemark gibt, wissen wir: Victoria Legrand ist nicht länger allein, denn auch Astrid Noras Gesang ist eine souveräne Lektion des Herben und Kantigen. Kunst-Soul mit Krallen, wie ihn sich große selbstbewusste Katzen einfallen lassen würden, wenn sie musikalischer wären, singt sie auf ihrem selbstbetitelten Debüt – vor einer Kate-Bush-Tagtraumlandschaft aus dynamischen Streicher-Arrangements und allerlei interessant davonfliegendem Tastenzauber.

Where Did Nora Go ist einer von zwei „Newcomer“-Acts aus Skandinavien, die Mitte Februar im Rahmen einer neuen Veranstaltungsreihe im Göttinger Pools und im Osnabrücker Glanz & Gloria zu sehen sein werden. An Leine und Hase geholt haben den Nordlicht-Klub Inga Kottke und Luise Brandenburger von der umtriebigen Göttinger/Berliner Agentur Obscure Concerts & Booking; kuratiert wird der Nordlicht-Klub vom Berliner Label Für Records. Das Motto lautet: „The Scandinavian Sound in Town“, getourt wird alle vier Wochen durch Dresden, Berlin, Rostock, Dortmund, Osnabrück und Göttingen, wo man im Pools, wie Bernd Ehnes von Für Records schwärmt, „nur allerbeste Erfahrungen gemacht“ habe. Und weil sich in den letzten Jahren Bands aus Skandinavien in Göttingen tatsächlich die Klinke in die Hand gegeben haben, ist der Boden für hörenswerte Musik aus dem mittleren und hohen Norden ohnehin bestens vorbereitet.

Für Forest & Crispian zum Beispiel, und für ihr Mitte 2012 erschienenes drittes Album „Morgenlands“. Newcomer sind die Schweden ja streng genommen nicht, dafür angenehm verrückt: Zu hören gibts Pferdegetrappel, Tango-Rhythmen, Zirkusdrehorgelspaß, aber auch: coole Bass- und wundervolle Hooklines, androgynen Schmelz in der Stimme und den guten alten Rock’n’Roll. Forest & Crispian singen: „We got sorrow and we got slaughter / Where does it end?“ (Wir haben den Schmerz und wir haben den Schlachter / Wo wird es enden?) Denken Sie da mal drüber nach. Und dann – dann gehen Sie in den Klub.

MICHAEL SAAGER

Göttingen: Fr, 15. 2., 20 Uhr, Pools, Barfüßerstraße 12 – 13; Osnabrück: Sa, 16. 2., 20 Uhr, Glanz & Gloria, Neuer Kamp 40