Berliner Adventskalender (21): 21 statt 24: Weniger ist mehr

Grundschulklassen mit vielen armen oder nicht deutschen Kindern sollen künftig nur noch 21 SchülerInnen haben.

Wie viele davon passen in ein Klassenzimmer? Bild: AP

Gewerkschaften wollen in der Regeln mehr: Mehr Gehalt, mehr Weihnachtsgeld, mehr Urlaub, mehr Kündigungsschutz, mehr Mitbestimmung, im Falle der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gern auch mehr Personal für Kitas und Schulen. Umso erstaunlicher, dass eine Pressemitteilung der GEW kürzlich mit "Bravo, Herr Zöllner" keine Erhöhung von etwas, sondern eine Reduzierung begrüßte - weniger ist eben doch manchmal mehr. Grund zum Jubeln gab der Entschluss von Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD), die Größen von Grundschulklassen zu reduzieren: Statt 24 sollen künftig nur noch 21 SchülerInnen in den ersten Jahrgängen solcher Grundschulklassen sein, in denen der Anteil von Kindern aus armen oder eingewanderten Familien bei über 40 Prozent liegt.

21 Kinder pro Klasse - das sind bei den derzeitigen Einschulungsbestimmungen 21 Fünf- bis Sechsjährige, von denen statistisch gesehen neun von zehn, also mindestens 18 bereits eine Kita besucht haben; 40 Prozent der Kinder, etwa acht also, schon als unter Dreijährige. Durchschnittlich haben dennoch etwa ein Viertel der deutschstämmigen Kinder der Klasse und etwa jedes zweite der nicht deutschstämmigen Sprachdefizite, brauchen also besondere Förderung.

An der Kreuzberger Hunsrück-Grundschule von Schulleiter Mario Dobe werden die ersten drei Jahrgänge gemeinsam unterrichtet. Dieses jahrgangsübergreifende Lernen wird an den meisten Grundschulen praktiziert. "Da sitzen in einer Lerngruppe Kinder, die noch keine Zahl einer Menge zuordnen können, neben solchen, die im Bereich bis zu einer Million fehlerfrei rechnen können", sagt Dobe. Und das habe nicht unbedingt immer mit dem Alter zu tun.

Natürlich seien ihm vor diesem Hintergrund 21 Kinder pro Klasse lieber als 24, sagt Dobe und seufzt. In den Siebzigern habe es mal die Forderung nach Klassen mit nicht mehr als 18 Kindern gegeben: "Das wäre immer noch das Beste", sagt der Schulleiter - aber heute völlig unrealistisch.

24 Kinder groß musste eine Klasse wie die an Dobes Schule bisher mindestens sein. Die Absenkung der Klassengröße ist erfreulich - ob sie zu einer Verbesserung der Arbeitsbelastung der Lehrkräfte und der Lernsituation führt, ist aber ungewiss. Denn eines hat Zöllner nicht versprochen: Er hat zwar ermöglicht, die Klassenfrequenz zu senken, mehr Lehrerstunden bekommen die Schulen aber nicht.

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