Irakkonflik: Bombenterror in Bagdad

Fünf Explosionen erschütterten die irakische Hauptstadt. Die offiziellen Stellen sprechen von 112 Toten, 450 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.

Bombenanschlag in Bagdad: Weit über 100 Menschen sollen getötet worden sein. Bild: dpa

BAGDAD dpa | Hoffnung und Horror lagen für die Iraker am Dienstag dicht beieinander: In Bagdad starben rund 120 Menschen, als Terroristen fünf große Bomben neben öffentlichen Gebäuden zündeten. Etwa 450 Menschen wurden nach Angaben von Augenzeugen und lokalen Medien verletzt. Wenige Stunden später legte der Präsidentschaftsrat den 6. März als Termin für die Parlamentswahlen fest. Die Wahlen bieten den Irakern die Chance, Politiker abzuwählen, die als unfähig oder korrupt gelten.

Die genaue Zahl der Opfer der Anschläge vom Dienstag ließ sich zunächst nur schwer ermitteln, weil noch Stunden nach den Explosionen unter den Trümmern der beschädigten Gebäude nach Vermissten gesucht wurde. Offiziell war von 112 Toten die Rede. Irakische Agenturen berichteten sogar von 115 bis 127 Opfern. Es war bereits die dritte Serie von Terroranschlägen in Bagdad seit dem Abzug der US-Armee aus der Stadt.

Der erste Sprengsatz, der am Morgen detonierte, war im Auto eines Selbstmordattentäters versteckt, der sich in der Nähe einer Schule in dem südlichen Vorort Al-Dura in die Luft sprengte, als eine Polizeipatrouille das Gebäude passierte. Unter den 15 Toten waren Polizisten und Schüler. Dann explodierten im Abstand weniger Minuten vier Autobomben auf einer Straße, die zum Innenministerium führt, in der Nähe des Arbeitsministeriums vor einem Kunstinstitut und unweit eines Gerichtsgebäudes. Im Kinderkulturhaus von Bagdad, das neben dem Kunstinstitut liegt, wurden zahlreiche Kinder von Glassplittern getroffen. Das Parlament bestellte Ministerpräsident Nuri al-Maliki sowie mehrere Minister und Kommandeure der Sicherheitskräfte für kommenden Donnerstag zu einer Befragung zur Sicherheitslage ein.

In Washington verurteilte das US-Außenministerium die Anschläge. Die Angriffe hätten das Ziel, nach der Einigung auf ein Wahlrecht weitere politische Fortschritte in Bagdad zu torpedieren. "Es handelt sich nicht um einen Zufall", sagte der Ministeriumssprecher Philip Crowley, am Dienstag. Jedes Mal, wenn es im Irak Fortschritte gebe, reagieren Extremisten mit Bomben. Auch die irakische Ministerin für Menschenrechte, Wijdan Salim, sah einen direkten Zusammenhang mit den bevorstehenden Parlamentswahlen. Bis zum Frühjahr sei mit einem Anstieg der Gewalt zu rechnen, sagte die Ministerin am Dienstag in Bern während eines Schweizbesuches.

Ungeachtet des Bombenterrors traf sich Vizepräsident Tarik al- Haschimi mit Vertretern der unabhängigen Wahlkommission, um Vorbereitungen für die Parlamentswahlen zu treffen. Die ursprünglich für Januar geplante Wahl war verschoben worden, weil Al-Haschimi gegen die ersten zwei Versionen des Gesetzes, das den Urnengang regeln soll, sein Veto eingelegt hatte. Erst in der Nacht zum Montag wurde schließlich eine Kompromisslösung gefunden, die alle Parteien mehr oder weniger zufriedenstellt.

Der schiitische Regierungschef Nuri al-Maliki dementierte am Dienstag nach Angaben der kurdischen Nachrichtenagentur Peyamner Berichte, wonach er über iranische Vermittler Geheimgespräche über einen Zusammenschluss seiner Wahlallianz mit der religiösen Schiiten-Allianz unter Führung von Ammar al-Hakim führen soll.

Im August waren durch eine Bombenserie im Regierungsviertel von Bagdad rund 100 Menschen ums Leben gekommen. Im Oktober starben 153 Iraker, als kurz hintereinander neben dem Justizministerium und dem Gebäude des Provinzrates Bomben explodierten.

Die Nachrichtenagentur Al-Yaqen berichtete, in der nördlichen Stadt Kirkuk seien zwei Angehörige einer Bürgerwehr vergiftet worden. Sie seien am Dienstag gestorben, nachdem sie eine Speise gegessen hätten, die ihnen von Fremden gebracht worden sei.

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