Nahrung ist ein Menschenrecht

Die Berliner Gruppe des FIAN-Netzwerks leistet Aufklärungsarbeit und organisiert den Protest, wenn Menschen die Lebensgrundlage oder die Grundnahrungsmittel verwehrt bleiben

VON LINDA WAITZ

Zurzeit hungern über 1 Milliarde Menschen auf dieser Erde. Ein Ziel der Vereinten Nationen war es, bis 2015 den Hunger zu halbieren und bis 2020 gänzlich auszumerzen. Diese Ziele werden verfehlt. Unterernährung und Hunger haben viele Gründe. Zum einen die Finanzkrise, Verteuerung der Grundnahrungsmittel, niedriges Durchschnittseinkommen der Bevölkerung, Klimawandel und instabile politische Systeme. Dem kann wohl am besten entgegengetreten werden, indem man den Menschen die Möglichkeit lässt oder einräumt, selbstbestimmt Ackerbau zu betreiben und Vieh zu halten – sich einen eigenen Zugang zu Nahrung zu verschaffen.

FIAN (Food First Informations- und Aktions-Netzwerk) ist eine internationale Menschenrechtsorganisation und wurde 1986 gegründet. Die Organisation will das Menschenrecht auf Nahrung ins Bewusstsein rufen, das auch als Völkerrecht im UN-Paket über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte verankert ist. Dieses Menschenrecht wird ständig missachtet. Landspekulationen von Unternehmen bedrohen in Afrika die Bauern. Überall auf der Welt gibt es Landlose, die von dem Boden, auf dem sie lebten, vertrieben wurden. Profit und wirtschaftliche Gründe stehen dabei meistens im Vordergrund. Um beispielsweise Biodiesel zu produzieren, werden riesige Felder mit Raps gebraucht. Das erschafft Monokultur, die den Boden auslaugt, und vertreibt die Bauern, die bisher auf dem „herrenlosen“ Land gelebt haben. Dann kauft ein Unternehmen oder ein Investor Land, um darauf Raps anzubauen oder eine Plantage zu errichten. Der Boden wird zur Ware. „Für die Bauern ist Boden gleich Ernährung“, erklärt Angelika Schaffrath-Rosario von FIAN Berlin. „Wenn die Menschen keinen Boden mehr haben, können sie sich nicht mehr ernähren und hungern.“ Plantagen, die den Menschen die Grundversorgung nehmen, sind nur ein Beispiel, wogegen FIAN International angeht. Große Probleme macht auch der globalisierte Welthandel mit Grundnahrungsmitteln. Milch, Getreide und Reis werden von der EU und anderen Industriestaaten so hoch subventioniert, dass Menschen in Entwicklungsländern mit ihren eigenen Waren gegen die Preise nicht ankommen.

FIAN International ist als Gruppe weltweit aufgestellt, FIAN Deutschland ist in lokale Gruppen unterteilt, eine davon ist FIAN Berlin. Die Hauptaufgabe hier ist Aufklärung. Dabei geht es nicht nur um das Leben auf anderen Kontinenten, sondern darum, was unser Leben in Deutschland zu dieser globalen Situation beisteuert. FIAN Berlin veranstaltet Filmabende, Demonstrationen, Aktionen mit Postkarten und Briefen, die zu den Regierungen der betroffenen Bauern geschickt werden, verschicken Newsletter, stellen Infostände auf und bereiten unterschiedliche Aktionen vor. Bei akuten Menschenrechtsverletzungen gibt es eine Eilaktion, bei der man sich auch im Internet beteiligen kann. Dabei werden die Verantwortlichen per Brief aufgefordert, die Menschenrechte einzuhalten.

Das Besondere ist, dass die betroffenen Bauern oder Landlosen sich direkt an FIAN oder eine örtliche NGO wenden und nach politischer und rechtlicher Unterstützung fragen. Ist beispielsweise ein deutsches Unternehmen beteiligt, wenn es um Vertreibung geht, kann die NGO sich an FIAN Berlin wenden und die können dann vor Ort aktiv werden und Aktionen starten.

Wer sich für FIAN Berlin interessiert, kann jeden zweiten Dienstag im Monat beim Treffen vorbeischauen. „Wer noch nicht weiß, welche Aktion ihm liegt, kann auch erst mal den Newsletter bestellen oder zu den Treffen kommen und uns kennen lernen“, sagt Maria Scurrell von FIAN Berlin. Wer schon weiß, ob er vor einer Botschaft demonstrieren möchte oder lieber einen Filmabend organisieren, kann sich auch sofort einbringen. Schnellentschlossene haben die Möglichkeit, bis zum 17. 4. den Tag der Landlosen mit zu organisieren oder sich an einem neuen Fall in Indien zu beteiligen. Das nächste Treffen von FIAN Berlin ist am 12. Januar um 19.30 Uhr.

■ Mehr Informationen auf der Website: www.fian-berlin.de. Adresse: Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Straße 4, 1. Stock, in den Räumen des Anti--Diskriminierungsbüros, und auf www.bewegung.taz.de