Kino: Warten aufs Comeback

Nach Protesten der Linken und der GAL wird das Studio-Kino, das unter den Nazis Adolf-Kino hieß, doch nicht abgerissen, sondern umgebaut. Voraussichtlich bis Ende 2010.

Im Dornröschenschlaf: Studio-Kino in der Bernstorffstraße. Bild: Ulrike Schmidt

"Das Kino kommt zurück", sagt Torben Scheller. Scheller war, als das Studio-Kino in der Bernstorffstraße im Sommer 2008 schloss, der Betreiber. In einer Zeit, in der es, wie Scheller sagt, "kulturpolitisch und baupolitisch nicht gelingt, Kinos zu erhalten", ist so ein Comeback erstaunlich. Ein Investor, Torsten Hamm, Geschäftsführer einer Grundstücksgesellschaft, kaufte das Nachbargrundstück, und erwarb das Gebäude mit dem Studio-Kino in der Bernstorffstraße 93 gleich mit. Hamm wollte abreißen und umbauen.

Anita Friedetzki, in der Fraktion der Linken im Bezirk Altona für Kultur zuständig, und die GAL-Bezirksfraktion setzten sich dann für den Erhalt des Kinos ein. Der Bezirk gab Hamm die Genehmigung für den Neubau des Nachbargrundstücks nur unter der Bedingung, dass er das Kino erhält.

So sollen die Fassade zur Straße und der große Saal mit seiner schönen Dachkonstruktion erhalten bleiben, der kleine Saal wird umgebaut und vergrößert. Im Neubau werden Mietwohnungen und Gewerbeflächen entstehen. Der Neubau wird drei- statt viergeschossig. Hamm stellte einen entsprechenden Bauantrag, den die Bauprüfbehörde im Januar 2009 an die Eigentümer der Nachbargrundstücke schickte. Es gab einen Einwand; er bezieht sich auf die Bautiefe und den fehlenden Nachweis von Stellplätzen für die Besucher des neuen Kinosaals.

Dieser Einwand verzögert nun den Neubau, denn das Kino kann erst umgebaut werden, wenn der Neubau auf dem Nachbargrundstück fertig ist. Das gefällt den Cineasten nicht, denn je länger das Kino zu ist, desto schwieriger wird es, wieder anzufangen. Scheller rechnet derzeit mit einem Comeback im Winter 2010.

Der Einsatz der Bezirksfraktionen der Linken und der GAL hat etwas damit zu tun, dass sich die Bürger Altonas nicht mit dem Ende des Studio-Kinos abfinden wollten. Denn Kino an diesem Ort hat Geschichte: 1929 wurde hier eine Werkhalle der Spiegelfabrik "Groß Hamburg" zu einem Kino - der Lichtburg - umgebaut. Die Lichtburg bestand bis 1937, dann hieß das Kino Adolf-Kino.

Das Gebäude überstand die Bombenangriffe und spielte bis 1961 unter dem Namen Deuli (Deutsche Lichtspiele) als Nachspieltheater das, was die Innenstadtkinos schon gezeigt hatten. Dann war Schluss, die Konkurrenz des Fernsehens war zu groß. Erstaunlicherweise ließ der Besitzer das Kino unverändert, heizte regelmäßig und bewahrte die Räume vor dem Verfall.

In den achtziger Jahren wurden die Räume wiederentdeckt. Ein Investor übernahm das Kino und verpachtete es an die UFA. Die Backstein-Fassade verschwand, aus dem Balkon wurde ein zweiter Kinosaal und aus dem Nachbarhaus 1994 ein Atrium. Hier wurden Feste gefeiert und Kabarett gespielt, es gab ein kleines Kinomuseum.

Seit 1989 wurde wieder gespielt, die UFA zeigte in ihrem Studio Arthouse ein anspruchsvolles Programm. Als die UFA zusammenbrach, wurde das Kino Ende 2002 durch den Insolvenzverwalter geschlossen. Ab Ende Dezember 2004 wurde das Studio-Kino von den "Vereinigten Kinobetrieben" mit neuem Konzept als Programmkino betrieben: Es gab schwule und lesbische Filme, Kinderkino, Kinderwagenkino, Filmnächte und Kurzfilme. Am 18. Juni 2008 war der letzte Spieltag. Vorläufig.

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