Umbruch bei Büroprogrammen: Es muss nicht immer Office sein

Microsoft war lange König bei Büroprogrammen: Ohne Word, Excel oder Powerpoint ging wenig. Das hat sich inzwischen geändert - zum Wohle der Nutzer.

Die wohl bekannteste Microsoft-Office-Alternative: www.openoffice.org. Bild: Screenshot

BERLIN taz | Im September wäre es im Zuge eines Patentstreites fast zum Verkaufsstopp für die Microsoft-Textverarbeitung Word gekommen. Die Software, Teil des Büropakets Office, mit dem der IT-Konzern neben Windows noch immer das meiste Geld verdient, ist auf fast jedem Büro-PC zu finden.

Dass es trotzdem nicht zur Massenpanik in den EDV-Abteilungen der Welt kam, dürfte daran liegen, dass die Nutzer längst nicht mehr so abhängig von den Microsoft-Produkten sind wie noch vor wenigen Jahren. Andere Produkte, darunter welche aus dem Open-Source- sowie dem so genannten Cloud Computing-Bereich, schicken sich an, Office die Bürokrone streitig zu machen.

Die wohl bekannteste Microsoft-Office-Alternative bleibt das freie Büropaket OpenOffice. Seit 2001 konstant weiterentwickelt, bietet die Open Source-Sammlung Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentation, Datenbank, Zeichen- und Formelprogramm. Um die für fast jede Plattform erhältliche Software zu erhalten, muss man sie nur kostenlos herunterladen und installieren. Mittlerweile ist auch die Kompatibilität zum kommerziellen Office so gut, dass Firmen komplett umsteigen.

Wer sich in die noch modernere Welt des Cloud Computing begeben will - so nennen sich Internet-Dienste, die die Daten der Nutzer in eine Rechenzentrums-"Wolke" auslagern, auf die man dann von jedem Browser aus Zugriff haben kann - hat inzwischen ebenfalls zahlreiche Möglichkeiten.

Die bekannteste ist Googles "Docs"-Paket. Enthalten ist hier alles, was man als durchschnittlicher Nutzer benötigt: Eine Textverarbeitung, eine Tabellenkalkulation, ein Präsentationsprogramm sowie eine Software, mit der man über Online-Formulare Informationen von Nutzern in einer Datenbank sammeln kann.

Docs ist inzwischen recht ausgereift, was man unter anderem daran erkennt, dass es in fast 50 Sprachen vorliegt. Das ist umso erstaunlicher, als dass Google die einzelnen Dienste schrittweise aus aufgekauften Firmen aufgebaut hat, weshalb anfangs eine klare Linie fehlte.

Dass man Microsoft Office mit diesem Angebot vollständig ersetzen könnte, behauptet auch Google nicht: Dave Girouard, Präsident für das Firmengeschäft bei dem Internet-Konzern, kündigte erst in der vergangenen Woche an, dass man "noch rund ein Jahr" dafür brauche. "Dann können die Leute ihr Office aber wegwerfen." Girouard glaubt, dass in wenigen Jahren Programmpakete wie das von Microsoft nur noch für Spezialfälle verwendet werden, die große Masse der Nutzer aber im Web arbeitet.

Wer sich Google mit seinen sensiblen Daten nicht anvertrauen will - schließlich gab es zwischenzeitlich den ein oder anderen Hack-Skandal, weil dort stets alles an einem Account und einem Passwort hängt -, kann auch zu alternativen Angeboten greifen. Die wohl umfangreichste Sammlung an Büroanwendungen bietet der indische Anbieter Zoho. 20 verschiedene Programme aus allen nur erdenklichen Bereichen des Office-Alltags werden dort angeboten - ähnlich wie bei Google in einer Standardvariante kostenlos, wer mehr möchte, kauft einen Premium-Account.

Wer es etwas spezieller mag und sein Büropaket zum Kontaktemanagement, zum Projektmanagement und zur ortsübergreifenden Zusammenarbeit nutzen will, sollte sich die Cloud-Angebote von 37signals ansehen. Die US-Firma bietet verschiedene Werkzeuge mit Namen wie "Basecamp", "Highrise" oder "Campfire" an, die jeweils eigene Nischen füllen.

Allen gemein ist die moderne Aufbereitung, die auch im Browser gut bedienbar bleibt. Das Unternehmen lebt wie Zoho von Gebühren, auch hier ist eine Grundausstattung zum Testen stets kostenlos. Ganz billig sind die für Profis etwa im Designbereich gedachten 37signals-Produkte mit ordentlicher Ausstattung aber nicht.

Dass in der Cloud nicht nur büromäßig gewerkelt werden kann, sondern auch Kreativität möglich ist, zeigt Aviary. Das amerikanische Start-up bietet sieben verschiedene Programme an, mit denen sich Bilder bearbeiten, Effekte erstellen und Töne zusammenschneiden lassen. All das erfolgt im Browser und bietet Funktionen, die man sonst nur aus Desktop-Programmen wie Photoshop kennt. Auch hier bietet ein "Pro"-Dienst gegen Bezahlung weitere Funktionen, die der Gratis-Variante fehlen.

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