Vorsorge bei Schweinegrippe: Extra-Impfstoff für Schwangere

Bund und Länder wollen für Schwangere bis Dezember 150.000 Dosen eines Impfstoffs ohne Wirkungsverstärker anschaffen. Bei einem anderen Serum gibt es Lieferschwierigkeiten.

Heidi Klum ist ja schon wieder schlank – für alle Schwangeren gibt es jetzt aber einen Impfstoff ohne Wirkungsverstärker. Bild: ap

BERLIN taz | Zwei wesentliche Ergebnisse ihres "Impfgipfels" präsentierten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Dienstag: Zum einen bestellen ihre Behörden 150.000 Dosen eines Impfstoffs gegen die Schweinegrippe, der ohne die umstrittenen Wirkungsverstärker auskommt. Zum anderen mussten die Minister eingestehen, dass der Lieferant ihres Hauptserums Pandemrix nicht so schnell produziert wie vereinbart.

"Im Dezember" werde der australische Hersteller CSL 150.000 Dosen seines Medikaments nach Deutschland liefern, erklärte Thüringens Gesundheitsministerin Heike Taubert (SPD). Thüringen leitet derzeit die Gesundheitsministerkonferenz der Länder. Mit der Nachbestellung reagieren die Behörden auf Bedenken von Ärzten, es sei nicht erforscht, welche Nebenwirkungen die sogenannten Wirkungsverstärker in den bislang georderten Impfstoffen bei Schwangeren auslösten.

Der neue Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) musste eingestehen, dass die bereits georderten Impfdosen des Herstellers GlaxoSmithKline nicht so schnell geliefert werden können, wie es geplant war. Bis Ende November könnten 9,3 Millionen Dosen geliefert werden, bis Ende Dezember weitere 20 Millionen Dosen. "Diese Zahlen machen schon deutlich, dass nicht jeder geimpft werden kann." Bund und Ländern blieben bei der bisherigen Strategie, keine Massenimpfungen, beispielsweise in Schulen, durchzuführen.

Nicht nur die schleppende Herstellung und Verteilung des Serums gerät in die Kritik. Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Friedrich Hofmann, beklagt die mangelnde Bereitschaft des medizinischen Personals zur Schweinegrippeimpfung. Studien zufolge habe sich nur etwa ein Viertel des Klinikpersonals immunisieren lassen, sagte Hofmann. Das sei verantwortungslos. Ein nicht geimpfter Arzt laufe Gefahr, "Patienten nicht zu heilen, sondern krank zu machen".

Der Stiko-Vorsitzende verteidigte zugleich das Impfen mit einem Serum, das Wirkverstärker enthält. "Von Impfstoffen gegen Papillomaviren wissen wir, dass solche Stoffe wesentlich breiter gegen Verwandte des ursprünglichen Erregers wirken." Bisher habe noch jedes Grippevirus Nebenformen entwickelt. Außerdem lasse sich durch den Einsatz von Wirkverstärkern wesentlich mehr Impfstoff in kürzerer Zeit gewinnen, sagte er. Der Mangel an Wirkstoff werde aber noch "mindestens bis Ende des Monats anhalten".

Die Nachfrage nach Impfungen ist nach verhaltenem Beginn stark gestiegen. Grund ist auch die stark gestiegene Zahl der bekannt gewordenen Neuerkrankungen. Laut Robert-Koch-Institut hat sich die Zahl der Neuinfektionen in der letzten Oktoberwoche mehr als verdoppelt. Bis zum 1. November steckten sich 7.822 Personen neu mit dem H1N1-Virus an. In der Vorwoche waren es 3.332 Bürger gewesen. Die Zahlen gelten als unsicher, weil viele Erkrankungen nicht gemeldet werden oder Infizierte nicht spürbar erkranken.

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