Das Preußenpuzzle am Askanierring

WERKSTATT In der Schlossbauhütte in Spandau werden Adler, Kapitelle und andere Schmuckelemente für das Stadtschloss hergestellt und restauriert. Finanziert ist die barocke Fassade allerdings noch nicht

„Von den 300 Modellen für insgesamt 2.000 Fassadenelemente ist die Hälfte fertig“

BERTOLD JUST, LEITER DER SCHLOSSBAUHÜTTE IN SPANDAU

An diesem Ort ist Preußen in seine Bestandteile zerlegt. Ein Adlerkopf, Kapitelle, hier ein Hermes, dort Apollo: Alles ist in der Schlossbauhütte am Askanierring in Spandau inventarisiert. 2019 sollen die Stücke dann an ihrem Platz sein: an der barocken Fassade des rekonstruierten Preußenschlosses.

Bertold Just leitet das Preußeninventar in Spandau und freut sich über jeden Gipsabdruck, der fertig wird. „Zu- erst wird der Adler aus Ton modelliert. Dann werden eine Kunststoffform abgenommen und ein Gipsabdruck hergestellt. Aus dem fertigt der Steinmetz dann den Adler aus Sandstein.“ 43 verschiedene Preußenadler müssen für das Stadtschloss gefertigt werden. „Alle sind Unikate“, betont Just. Nur die Fenstersimse werden maschinell hergestellt. „Aber auch die werden dann noch mal mit Hand bearbeitet.“

Bertold Just und seine Mitarbeiter sind die Sahne aufs Häubchen des Preußenschlosses. Eine teure Sahne, um im Bild zu bleiben, denn die Wiederherstellung der barocken Fassade soll 80 Millionen Euro kosten. Geld, das nicht vom Steuerzahler kommt, sondern durch Spenden finanziert werden soll. „Bisher haben wir 8,5 Millionen Euro an Geldspenden“, rechnet der Vorstand der Stiftung Berliner Schloss – Humboldt Forum, Manfred Rettig, vor. Die gleiche Summe sei an Sachspenden zusammengekommen. „Wir gehen aber davon aus, dass sich das Spendenaufkommen erhöht, wenn erst mit dem Bau begonnen wurde.“

Dass nach der geplanten Fertigstellung des Rohbaus ein nacktes Schloss in der Mitte Berlins steht, schließt Rettig aus. „Die bisher vorhandenen Mittel reichen für die Fassaden aus. Die Schmuckelemente werden dann erst in einem zweiten Schritt angebracht.“

Besonders um die Kuppel macht sich Rettig noch Sorgen, denn die schlägt mit der größten Summe in der 80 Millionen Euro teuren Barocksause zu Buche. „Im Lauf dieses Jahres müssen wir entscheiden, ob wir die Kuppel bauen oder eine abgespeckte Variante“, sagt Rettig. Der Grund: Der Rohbau ohne Kuppel ist ein anderer als mit einer Kuppel. Rettig hofft deshalb auf einen bislang anonymen Spender, der schon 4,5 Millionen Euro für das Schloss überwiesen hat. „Wir stehen mit ihm im Gespräch“, sagt Rettig – soll heißen: Der gute Mann soll auch noch die Kuppel übernehmen.

Für die preußische Pickelhaube ist Bertold Just nicht zuständig. Ihm obliegt die Schönheit der barocken Ornamente. „Die meisten Originale, die wir restauriert haben, werden an Portal fünf zu sehen sein“, erklärt er. „Diejenigen Figuren, die so beschädigt sind, dass sie nicht mehr an der Fassade angebracht werden können, werden im Lapidarium aufgestellt. An ihrer Stelle schmücken dann Kopien die Fassade.“

Im Lapidarium und im dazugehörigen „archäologischen Fenster“ werden auch einige der 3.000 Holzpfähle zu sehen sein, auf denen das Preußenschloss einst gründete. Die werden derzeit in einem Kühlgebäude der Bauhütte aufwendig getrocknet. „Das Ganze wird zweieinhalb Jahre dauern“, mahnt Rettig zur Geduld. „Wenn sie schneller trocken werden, zersplittert das Holz.“

In Spandau liegt man also im Zeitplan. „Von den 300 Modellen für insgesamt 2.000 Fassadenelemente ist die Hälfte fertig“, sagt Bertold Just. Bald kann es also daran gehen, Preußen wieder zusammenzupuzzeln. UWE RADA