Sieben Jahre nach der Tat: "Washington Sniper" hingerichtet
Am Dienstagabend ist der "Sniper" John Allen Muhammad durch eine Giftinjektion hingerichtet worden. Er hatte willkürlich zehn Menschen getötet. Mehrere Angehörige seiner Opfer sahen der Exekution zu.
WASHINGTON dpa | Sieben Jahre nach seiner Serie von heimtückischen Bluttaten ist der als Heckenschütze von Washington berüchtigte John Allen Muhammad hingerichtet worden. Er starb um kurz nach 21 Uhr am Dienstagabend (Ortszeit) im Staatsgefängnis von Greensville (Virginia) durch eine Giftinjektion.
Und er starb schweigend: Der 48-Jährige habe keine Emotionen gezeigt und keine Erklärung abgegeben, sagte ein Gefängnis-Sprecher. Die Hinrichtung, der mehrere Angehörige des Opfers zusahen, sei ohne Komplikationen verlaufen. Nur wenige Stunden zuvor hatte der Gouverneur der Gouverneur des US-Staates, Timothy Kaine, ein letztes Gnadengesuch abgelehnt.
Mehr als drei Wochen lang hatte Muhammad im Herbst 2002 zusammen mit einem erst 17-jährigen Komplizen die Bevölkerung im Großraum Washington mit willkürlichen Schüssen aus dem Hinterhalt terrorisiert. 16 Menschen fielen in der Region dem "Sniper"-Duo zum Opfer, insgesamt zehn starben, sechs wurden verletzt. In der Bevölkerung grassierte die Furcht, viele Menschen trauten sich nicht mehr ins Freie, und auch im Ausland löste die Mordserie Entsetzen aus.
Muhammad und sein junger Komplize Lee Boyd Malvo wurden schließlich am 24. Oktober 2002 gefasst, als sie auf einem Autobahn-Rastplatz in ihrem Fahrzeug schliefen. Es war so umfunktioniert, dass im Liegen durch ein Loch im Kofferraum geschossen werden konnte. Muhammad, den die Polizei als "Tötungsmaschine" bezeichnete, erhielt die Todesstrafe. Malvo, der zu Muhammad wie zu einem Vater aufblickte, kam wegen seines jugendlichen Alters mit lebenslanger Haft davon.
Die Terrorserie in der Washingtoner Region hatte am 2. Oktober begonnen, als ein 55-Jähriger vor einem Supermarkt erschossen wurde. Binnen 27 Stunden starben dann ein 39-Jähriger beim Rasenmähen, ein 54-Jähriger beim Benzinpumpen an einer Tankstelle und eine 34-Jährige auf einer Bank vor einer Ladenzeile. Dann wurde eine 25-Jährige beim Säubern eines Autos tödlich im Rücken getroffen, danach war ein 72-Jähriger an der Reihe, der eine Straße überqueren wollte. Zwischen dem 9. und 22. Oktober gab es vier weitere Tote, darunter ein junges Ehepaar, das aus einem Restaurant kam. Schon vor dieser Mordserie sollen Muhammad und Malvo in mehreren Bundesstaaten mindestens sechs Menschen umgebracht haben - alles aus Nervenkitzel und reinem Spaß am Töten, wie es die Staatsanwaltschaft in den Prozessen beschrieben hatte.
Bis zuletzt hatte Muhammad versucht, einen Hinrichtungsaufschub zu erreichen. So argumentierte sein Anwalt unter anderem, dass sein Mandant geistig krank sei und an Wahnvorstellungen leide. Außerdem wurde den Behörden angelastet, sie hätten Muhammads Berufungsverfahren im Eilverfahren "durchgepeitscht", um ihn rasch exekutieren zu können. Das habe seine Chancen geschmälert, vom Tod verschont zu bleiben.
Leser*innenkommentare
Kurt
Gast
Getötet von der Administration, die den Golfkriegsveteranen erst zur "Tötungsmaschine" abrichten hat lassen.
Welche "Moral" soll dahinter stecken?
aso
Gast
@ TheOrbitter:
Leider , da von Menschen gemacht und bedient, ist die Justiz nicht perfekt: es gibt immer wieder Fehlurteile, Irrtümer.
Bei einer schnellen Vollstreckung gäbe es keine Chance, einen unschuldig Verurteilten zu retten...
jbdgfzsd
Gast
Die Todesstrafe ist vollkommener Schwachsinn. Dann müssten die Leute, die ebendieselbe vollziehen, auch zum Tode verureilt werden. Mord ist Mord, ob mit "gutem Grund" oder nicht. Hätte ich einen plausiblen und nachvollziehbaren Grund, jemaden umzubringen, weil ich meine Familie oder mich schützen muss, dann würde ich auch in den Knast wandern. Thema "Notwehr" ist da ja auch heikel. Kurzum: Menschen, die eine Todesstrafe vollziehen, sind selbst Mörder und gehören, wenn man nach diesem Schema geht, selbst ermordet! Niemand hat das Recht, einem Menschen das Leben zu nehmen. Isolationshaft oder andere Dinge und ein langes Leben in dieser Welt, unter diesen Umständen, sind viel mehr Qual als der Tod - durch diesen wird man ja nur erlöst!
emil
Gast
den tod verdient haben?
soweit ich mich erinnern kann, ist dieser typ doch ein ex soldat dem seine arbeit im nachhinein ein wenig eingeholt hat.
insofern hättest du natürlich recht, soldaten sollten sterben und haben also auch den tod verdient.
soldaten aber dafür zu verurteilen, dass sie gaga werden, obwohl der staat selbst ihnen diese ausbildung ermöglicht ist doch ein kleiner widerspruch nicht wahr.
da finde ich auch berichte über deutsche soldaten, die irgendwelche traumata mitbringen immer recht putzig.
georg
Gast
Amerika - Du hast es besser. Es gibt eben doch Menschen, die den Tod verdient haben. Nach 1945 wurde das ja hier auch praktiziert. So wurde das Leben vieler Nazi-Schergen gottlob verkürzt. Schade, dass so etwas hier und heute "in der Zivilisation" nicht passiert.
honk
Gast
Die Todesstrafe ist unter allen Umständen einer Zivilisation unwürdig und abzulehnen.
TheOrbitter
Gast
Also, ich hätte da gerne mal 'ne Frage, von der ich nicht weiß, wie ich sie so formulieren soll, ohne daß sie nicht vollkommen geschmacklos klingt. Ich fang mal so an, daß man von der Möglichkeit der Todesstrafe im amerikanischen Rechtssystem halten kann, was man will. Aber, warum sitzen zum Tode verurteilte noch ewige Jahre in Ihren Zellen? Wie lange dauert denn so ein Tötungsbrimborium? Eine Stunde? Dann könnte man in einer 5-Tage-Woche mit 8-Stunden-Tagen 40 Veruteilte pro Todeskammer töten. Von Tötungseinrichtungen gibt's in den USA ja wohl mehr als eine. Wenn man das hochrechnet kommt man binnen kürzester Zeit auf eine Zahl, welche die Zahl der zum Tode verurteilten locker übersteigt. Ja, ich sagte ja, das kann man nicht "nicht-geschmacklos" formulieren. Ich hab auch keinen Spaß daran, ich kapier's halt einfach nicht, deshalb die Nachfrage. Wieso hocken zum Tode verurteile zig Jahre in der Zelle ab bevor das Urteil vollstreckt wird, wenn es rein technisch schneller ginge? Wäre das nicht - Achtung, nochmal geschmacklos - vielleicht im Sinne der verurteilten?
rikner
Gast
hört es sich populistisch an, wenn ich jetzt sage, todesstrafe ist nicht genug, der sollte sein leben lang hart schuften bis er umfällt??