Schulreform: Oberschule auch ohne Oberstufe

An den Oberschulen soll ein Drittel der Plätze für Kinder mit guten Leistungen reserviert sein. Aber eine eigene Oberstufe bekommen viele der neuen Oberschulen nicht.

"Schule für alle" gebe es in Bremen nun für fast alle, sagt die SPD. Bild: DPA

Die im Frühjahr beschlossene Reform des Bremer Schulwesens wird derzeit Schritt für Schritt in Verordnungen gegossen - an den Details werden die Probleme der Umsetzung deutlich. Gestern hat die Bildungsdeputation die Verordnung über die Aufnahme von SchülerInnen zustimmend zur Kenntnis genommen.

Zentraler Punkt darin sind die Verfahren, die nach der Grundschulzeit die Verteilung der SchülerInnen auf die Oberschulen und Gymnasien regeln. "Bis auf die acht Gymnasien", so freute sich der SPD-Abgeordnete Mustafa Güngör, werde in Bremen nun "die Schule für alle" umgesetzt. So viel gemeinsame Beschulung gebe es in keinen anderen Bundesland.

Bei Oberschulen, für die es mehr Bewerbungen als Plätze gibt, sollen "bis zu einem Drittel" der Plätze zunächst an Kinder vergeben werden, die nach dem Lernentwicklungsbericht in den Fächern Deutsch und Mathematik in ihren Leistungen über dem Regelstandard liegen. Zehn Prozent der Plätze werden für Härtefälle reserviert. Der Rest der Plätze soll für die zur Verfügung stehen, die der jeweiligen Oberschule im Stadtteil "regional zugeordnet" sind.

Bei sieben der acht verbleibenden Gymnasien sollen neben den Härtefällen zunächst nur Kinder mit guten oder sehr guten Leistungen aufgenommen werden. Wenn dann noch Plätze frei sind, entscheidet das Los. Am Schulstandort Obervieland, wo Schulzentrum und Gymnasium unter dem Titel "Gymnasium" fusionieren sollen, würden zunächst alle Kinder mit Gymnasial-Empfehlung aufgenommen, dann die aus dem Stadtteil.

Offen ist derzeit noch, welches der bisherigen Schulzentren der Sekundarstufe I wirklich eine eigene Oberstufe bekommt. "Jede Oberschule hat eine Oberstufe", so lautet die Sprachregelung - notfalls eine, die über einen Verbund nur "angebunden" ist. Denn "Mini-Oberstufen" soll es nicht geben, das unterstrich Güngör.

Oberstufen sollen mindestens vier "Profile" anbieten und also mindestens 128 Schüler in jedem Jahrgang haben. Neue Oberstufen sollen zwar grundsätzlich in Stadtteilen aufgebaut werden, in denen bisher wenige Jugendliche Abitur machen, gleichzeitig aber sollen neue Oberstufen nicht bestehende bedrohen. Da diese Gefahr zum Beispiel bestehen würde, wenn das Schulzentrum Habenhausen eine eigene Oberstufe bekommen würde, könnte das bedeuten, dass dort nur eine "Dependance" der Oberstufe Obervieland eingerichtet wird - insbesondere für das bilinguale Profil.

Manche Oberschule macht sich Hoffnungen auf eine eigene Oberstufe, aber "es gibt keine Zusagen", betonte die Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD). Dass die Deputation, die sich mit dem "Schulstandortkonzept" im Dezember befassen muss, für die Gesamtschule Mitte eine Oberstufe genehmigt, ist derweil wahrscheinlich - das wird auf Kosten des großen Oberstufenzentrums am Rübekamp gehen. Die Mehrzahl der Oberschulen wird zunächst keine eigene Oberstufe haben. Diese sind damit im Grunde Oberschulen zweiter Klasse in der Tradition der "Sekundarschulen", kritisiert die GEW.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.