Gewalttaten gegen Schwule und Lesben: Hassverbrechen härter bestraft

US-Präsident Obama unterzeichnet ein Gesetz über Gewalttaten gegen Schwule und Lesben. Bis es so weit war, gingen zehn Jahre ins Land. Konservative blockierten die Initiative.

Obama umarmt die Eltern des im Oktober 1998 mit eingeschlagenem Kopf wie eine Vogelscheuche an den Zaun einer Ranch im US-Bundesstaat Wyoming gebundenen homosexuellen Studenten Matthew Shepard. : ap

Verbrechen gegen Homosexuelle werden fortan in den USA als gesonderte Straftat verfolgt. Am Mittwoch unterzeichnete US-Präsident Barack Obama die entsprechende Erweiterung des "Hassverbrechen-Gesetzes". Es ist der erste Sieg für die Homosexuellen-Bürgerrechtsbewegung unter seiner Regierung.

Nach dem Gesetz fallen nun alle Straftaten unter den Begriff "Hate Crime", die aufgrund des Geschlechts, der sexuellen Orientierung oder einer Behinderung des Opfers verübt werden. Dadurch ist es möglich, schärfere Strafen zu verhängen.

"Nach mehr als einem Jahrzehnt der Bekämpfung und Verzögerung haben wir nun das Gesetz durchgebracht, um unsere Mitbürger davor zu schützen, dass ihnen Gewalt dafür angetan wird, wie sie aussehen, wen sie lieben, wie sie beten oder wer sie sind", sagte Obama, als er das Gesetzeswerk im Beisein zahlreicher Vertreter von Homosexuellen-Gruppen im Rosengarten des Weißen Hauses unterschrieb. Er wies darauf hin, dass in den vergangenen zehn Jahren mehr als 12.000 gemeldete Hassverbrechen aufgrund der sexuellen Orientierung der Opfer verübt worden seien.

Das "Federal Hate Crimes Law" wurde ursprünglich 1969 nach der Ermordung Martin Luther Kings erlassen. Es umfasste Verbrechen, die wegen der Rasse, Religion oder Herkunft eines Opfers begangen wurden. Die Ausweitung dieses Gesetzes geht wiederum zurück auf zwei Mordfälle Ende der 90er-Jahre, die für Aufsehen gesorgt hatten: Im Juni 1998 wurde der 49-jährige behinderte Afroamerikaner James Byrd in Texas entführt und von seinen Peinigern hinter einem Auto zu Tode geschleift. Im Oktober 1998 wurde der homosexuelle Student Matthew Shepard mit eingeschlagenem Kopf wie eine Vogelscheuche an den Zaun einer Ranch im US-Bundesstaat Wyoming gebunden. Seitdem ist die Erweiterung des "Hassverbrechen-Gesetzes" in Arbeit. Demokraten wollten nach Shepards Ermordung innerhalb eines Jahres am Ziel sein - doch daraus wurden zehn. Während das Gesetz im Laufe der Zeit wiederholt ausgeweitet wurde, blockierten konservative Parlamentarier, dass es auch für Homosexuelle gelten sollte. Es entwickelte sich ein bitterer Kampf, in dem sich Bürgerrechtsorganisationen und Demokraten wie etwa der inzwischen verstorbene Senator Edward Kennedy schließlich durchsetzten.

Bei der Unterzeichnung des Gesetzes war auch die Familie von Matthew Shepard dabei. "Das ist nur der erste Schritt", sagte die Mutter des ermordeten jungen Mannes. "Es gib noch viel zu tun."

Obama hatte bei seinem Amtsantritt versprochen, die Rechte für Homosexuelle zu stärken. Er möchte vor allem das sogenannte "Dont ask - dont tell"-Gesetz abschaffen, nach dem Schwule und Lesben im Militär entlassen werden können, wenn sie ihre sexuellen Neigungen offenbaren. Homosexuelle werfen dem Präsidenten vor, dass er sein Versprechen noch nicht wahr gemacht hat.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.