Kolumne Press-schlag: Giftige Identifikation

Stiftung Warentest überprüfte Bundesligatrikots für Fans. In einigen wurden fortpflanzungsschädigende Weichmacher gefunden.

Fans lieben Fußball. Fans lieben ihren Klub. Sie treffen sich in den Stadien, umjubeln ihre Lieblingsspieler, springen, schreien, manchmal prügeln sie sich. Sie treffen sich in den Stadien und in den Kneipen. Wenn möglich dabei: das aktuelle Trikot der Saison.

So ein Hemd kann dann schon mal als alltagstaugliches Murmeltier von den Schultern baumelnd grüßen. Stolz präsentieren Kinder, wem sie sich zugehörig fühlen. Sie wissen um die Symbolkraft eines Fan-Jerseys. Was sie nicht beurteilen können: die Zuverlässigkeit eines Textils. Eben weil die krisenfesten Marketingprodukte der Fußballvereine Dauerbrenner sind, inspizierte die Stiftung Warentest die Kinder-Heim-Trikots der 18 Erstligavereine. 20-mal wurden die Trikots in die Waschmaschine verbannt, Schadstofftests wurden an jedem Logo, an jeder Beflockung und am Material des Shirts vorgenommen.

Das Ergebnis war überraschend, wie einige Vereine behaupteten. Kein genormtes "sehr gut", achtmal "gut". Da darf sich sogar mal Hertha BSC freuen, denn auch deren fesches Angebot fällt darunter. Mit "mangelhaft" wurden zwei Trikots bewertet. Am Tabellenende der Testliste: der FSV Mainz 05 und Eintracht Frankfurt.

Fortpflanzungsschädigende Weichmacher fanden sich im aufgedruckten Sponsorenlogo. Beide Vereine stoppten den Verkauf auch für die Erwachsenentrikots. Im Mainzer Lager sind die Besitzer der 4.000 bis 5.000 Heimtrikots berechtigt, ihr toxisches Gut umzutauschen. In Frankfurt wird alles gewechselt, auch die Auswärtslaibchen. Der von externen Firmen ausgeführte Druck soll umgestellt werden. Daran liege es, sagen die Mainzer.

"Generell sind die Textilien von der Bearbeitung okay", sagt die Projektverantwortliche der Untersuchung, Renate Ehrnstperger. Zwei Ausnahmen gibt es. Gladbachs und Stuttgarts Fan-Nikis sind unsauber genäht. Die Kosten für ein Identifikationstextil betragen zwischen 55 und 80 Euro. Kinder sind nicht selten ständige Sponsorenträger. Ein bis zwei Wäschen pro Woche und bald sieht das Stück aus wie ein ausgefranster Lappen für die Rohrreinigung. Teures Klempneruntensil.

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