Netz-Kriminalität nimmt zu: BKA jagt Cyber-Mafia

Ob Online-Banking oder Internetshop: Die Zahl der Internet-Straftaten nimmt zu. Doch die Behörden stoßen bei Bekämpfung der Cyber-Kriminalität an nationale Grenzen.

Irgendwo im Netz lauert der Bösewicht....oder nicht? Bild: kellejipp/photocase

BERLIN taz Die Kriminalität im Internet nimmt laut Bundeskriminalamt (BKA) zu und wird immer professioneller. Kriminelle setzen zunehmend Viren ein, um Computer auszuspähen. Die Betrüger versuchen so an fremde Zugangsdaten für Online-Bankkonten, Internetshops, soziale Netzwerke und Emailkonten zu kommen. "Internet-User müssen wissen, dass die Straftäter von heute das Internet zunehmend als Tatmittel nutzen", sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke am gestrigen Donnerstag.

Die Kriminalität mittels Informations- und Kommunikationstechnik ist 2008 auf fast 38.000 Fälle gestiegen. Dabei gehen Betrüger im Internet immer organisierter vor. "Wir haben es heute nicht mehr mit technikbegeisterten Einzeltätern zu tun", erklärte Ziercke. Im Netz treibt sich inzwischen eine gut organisierte "Cyber-Mafia" herum.

Besonders beim Online-Banking sieht der BKA-Chef große Gefahren. Kriminelle verschaffen sich mithilfe von Viren und Trojanern Zugang zu den Bankkonten. Mit einem Schaden von 11 Millionen Euro rechnet der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) für das Jahr 2009 in Deutschland. Im Vergleich zum Vorjahr wäre die Schadenssumme damit um 56 Prozent gestiegen. Im ersten Halbjahr lag der durchschnittliche Schaden im Einzelfall bei 4.800 Euro. Es gebe jedoch auch Fälle, in denen Einzelne einen Schaden von 70.000 Euro erlitten hätten, sagte Ziercke. In Deutschland erledigen laut Bitkom 24 Millionen Bürger ihre Bankgeschäfte im Internet.

Erfahrungen mit Internetkriminalität sind in der Bevölkerung verbreitet. 38 Prozent der Internetnutzer ab 14 Jahren haben bereits erlebt, dass ihr Computer mit Schadprogrammen, zum Beispiel Viren, infiziert wurde. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Forsa-Instituts, die der Bitkom in Auftrag gegeben hatte. Drei Prozent der Befragten gaben an, finanziellen Schaden durch Datenklau oder Viren erlitten zu haben.

In Deutschland sind laut der "ARD/ZDF-Onlinestudie" 43,5 Millionen Erwachsene ab 14 Jahren gelegentlich online und gelten somit als Internetnutzer. Diese große Bedeutung spiegelt sich auch im kriminellen Bereich wieder. "Es gibt kaum noch Kriminalitätsbereiche, in denen Betrüger auf das Internet verzichten", sagte Ziercke. So wurden 2008 167.000 Straftaten erfasst, in denen das Internet als Tatmittel eingesetzt wurde. Damit lag die Zahl niedriger als im Jahr 2007. Das lag aber laut Ziercke daran, dass zwei Bankennetze ein sichereres Onlinesystem eingeführt hatten. Inzwischen sei der Sicherheitsvorsprung wieder weg, der langfristige Trend zeige nach oben.

Bei der Verfolgung der Internetkriminalität hat die Polizei Schwierigkeiten. "Die Strafverfolgung stößt im Internet an ihre territorialen Grenzen", sagt Ziercke. Viele Straftaten gehen von anderen Ländern aus oder laufen über ausländische Internet Server. Deswegen müsste sich auch die Politik mit dem Problem auseinandersetzen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.