Heidewasser: Der Durst der Metropole

Hamburg will mehr Trinkwasser in der Lüneburger Heide fördern. Bewohner und Naturschützer befürchten Austrocknung und ökologische Schäden

Gelegentlich trocknen Bäche und Feuchtgebiete aus - weil Hamburg Wasser aus der Heide fördert. Bild: dpa

Für Karl-Hermann Ott ist die Sache klar: "Die Schäden sind offensichtlich", sagt der Sprecher der Interessengemeinschaft Grundwasserschutz Nordheide (IGN) in Hanstedt zwischen Buchholz und Thieshope. Die Este und die kleineren Flüsse in der Lüneburger Heide führten bis zu 50 Zentimeter weniger Wasser, Bäche und Feuchtgebiete würden gelegentlich trockenfallen. Der Grund sei die Förderung von Trinkwasser durch die Hamburger Wasserwerke (HWW) in dem Gebiet, glaubt Ott: "Wir wollen keine Lüneburger Wüste."

Die wollen auch die HWW nicht, wie deren Sprecher Matthias Sobottka versichert. Aber der Durst der Metropole Hamburg will gestillt sein. Einen Antrag auf jährliche Förderung von bis zu 16,6 Millionen Kubikmetern Wasser haben die HWW beim zuständigen Landkreis Harburg eingereicht. Dieser führt zurzeit das Bewilligungsverfahren durch, mit einer Entscheidung wird im Sommer nächsten Jahres gerechnet. Bis Mitte Januar können Betroffene Einwände erheben, und deshalb treffen sie sich am heutigen Donnerstagabend in der Hanstedter Schützenhalle zu einem Infoabend der IGN. "Das wird voll", glaubt Ott.

Seit 1983 fördern die HWW in der Nordheide Trinkwasser. 25 Millionen Kubikmeter habe sie sich seinerzeit genehmigen lassen, die tatsächliche Menge liegt aber nur bei etwa 15,7 Millionen Kubikmeter im Jahr. Diese wasserrechtliche Erlaubnis ist ausgelaufen, für die Verlängerung haben die HWW die Erhöhung beantragt. Und das sehen Naturschützer mit großer Skepsis. Eine Reduzierung der Fördermenge auf bis zu 10 Millionen Kubikmeter hat der Umweltverband BUND ins Gespräch gebracht, die IGN jedoch legt sich nicht auf eine Zahl fest: "Die Förderung muss umweltverträglich und nachhaltig sein", sagt Ott, "nur der unabweisbare Bedarf darf genehmigt werden."

Die Wasserwerke räumen ein, dass das Grundwasser und damit die Wasserstände von Flüssen oder Bächen teilweise absinken, bestreiten aber Schäden. Das dürfe man "nicht klein reden", müsse es aber "realistisch einschätzen", so der HWW-Sprecher. "Die Abflüsse sind gering und für das Ökosystem verträglich." Ohne das Wasser aus der Heide müsste die Leistung anderer Brunnen in Schleswig-Holstein erhöht werden. Dort riskiere man dann aber wegen Salzstöcken im Untergrund eine Versalzung.

Ott will den Hamburgern den Wasserhahn gar nicht ganz abdrehen. Aber eines ärgert ihn: "Wir sehen nicht ein, dass die mit dem Gewinn aus unserem Heidewasser ihre Bäder subventionieren."

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