Neue Proteste in Teheran: Ex-Präsident bei Demo angegriffen

Der frühere iranische Präsident Chatami ist von Regierungsanhängern bei einer Demonstration angegriffen worden. Am "Jerusalem-Tag" hatte er in Teheran an der Seite der Oppositionellen protestiert.

Ex-Präsident Chatami hält die iranische Flagge bei einem Wahlkampfauftritt für Mir Hossein Mussawi hoch. Chatamis Anhänger hatten den Oppositionellen unterstützt. Bild: ap

TEHERAN ap | Der frühere iranische Präsident Mohammad Chatami ist am Freitag in Teheran tätlich angegriffen worden. Eine Gruppe von konservativen Regierungsanhängern habe Chatami, der in einer Gruppe von Oppositionellen unterwegs war, zu Boden gestoßen, hieß es auf einer Website der Opposition. Anhänger der Opposition seien ihm zu Hilfe geeilt und hätten die Angreifer zurückgeschlagen. Chatami hatte sich im Streit über das Wahlergebnis der Präsidentenwahl auf die Seite der Opposition geschlagen.

Der Vorfall ereignete sich in einer angespannten Lage in Teheran. Zehntausende Regierungsanhänger und auch Tausende Oppositionelle sind am Freitag auf die Straßen Teherans gezogen, um am "Jerusalem-Tag" ihre Solidarität mit den Palästinensern zu zeigen. Mit umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen wollte das klerikale Regime neue Proteste gegen die Wiederwahl von Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad unterbinden.

Aber nicht alle ließen sich von den Milizen und Sicherheitskräften einschüchtern. "Tod dem Diktator" riefen zahlreiche Ahmadinedschad-Gegner im Zentrum der iranischen Hauptstadt. Mit grünen T-Shirts und grünen Armbändern machten sie ihre Haltung deutlich. Fotos von Oppositionsführer Mir Hossein Mussawi waren zu sehen. Auch Mussawi selbst wurde bei der Demonstration erwartet.

Eine weit größere Menge war dem Aufruf der Regierung gefolgt und strömte in Richtung der Universität, wo Ahmadinedschad vor dem Freitagsgebet eine Ansprache halten wollte. Die Predigt zum Jerusalem-Tag hatte das Establishment dem früheren Präsidenten und Ahmadinedschad-Kontrahenten Akbar Haschemi Rafsandschani entzogen. Statt dessen sollte ein Gefolgsmann des Staatschefs, Ahmad Chatami, die religiöse Feier leiten, die auch das Ende des Fastenmonats Ramadan markiert.

Bei den Protesten gegen das Ergebnis der Wahl im Juli kamen nach Angaben der Opposition 72 Menschen ums Leben. Die Behörden sprechen von 36 Toten. Es waren die größten Proteste im Iran seit der islamischen Revolution 1979. Tausende wurden verhaftet, einige Gefangene sollen Oppositionsangaben zufolge gefoltert worden sein.

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