"Unerhört"-Protokoll: Keine Gurken im Dezember!

Obwohl ihr Honig genmanipulationsfrei ist, darf sie das nicht draufschreiben, ärgert sich Imkerin Heike Aumeier. Und wundert sich, warum Genmanipulation nicht verboten wird, obwohl 80 Prozent der Bevölkerung dagegen ist.

Mein Honig ist bis jetzt Gott sei Dank noch genmanipulationsfrei. Weil unser Landkreis Kamen eine genfreie Zone ist. Und zwar haben sich da Landkreise zusammengeschlossen - beziehungsweise die Bauern in den Landkreisen - und haben unterschrieben, dass sie kein genmanipuliertes Saatgut benutzen. In dieser Zone bin ich Gott sei Dank drinnen. Das sind bei uns hier in Bayern an und für sich recht viele Landkreise.

Meinen Honig dürfte ich normalerweis auch offiziell genfrei nennen. Nur das andere Thema ist halt: Ohne dass ich ihn untersucht hab, darf ichs nicht. Und so eine Untersuchung ist so was von teuer! Ich glaub, die kostet pro Schleuderung 800 Euro - und dann noch mal pro Standort. Das kann sich ein so kleiner Imker wie ich nicht leisten.

Das Problem ist, wenn du vier oder fünf Standorte hast und du schleuderst da, dann musst du bei solchen Preisen als kleiner Imker praktisch Mischhonig machen. Was natürlich Blödsinn ist. Weil wenn ich sage, der Honig ist von Deggendorf unten, dann freuen sich die Leute, dass sie einen Deggendorfer Honig kriegen. Gemischten Honig kriegen sie ja überall. Ich hab sechs Standorte für meinen Honig. Und besondere Sortenhonige wie "Sommerblüte mit Linde" oder "Waldhonig", die kommen auch wirklich nur von Lindenblüten oder ausm Wald.

Ich finde, die Politiker sollten nicht immer über die Köpfe der anderen hinwegbestimmen. Das mit der Genmanipulation ist ein gutes Beispiel. 80 Prozent der Bevölkerung lehnen das ja ab. Ich hab gedacht, wir sind in einer Demokratie drinnen! Warum wird dann von 20 Prozent über unsere Köpfe bestimmt? Durch genmanipuliertes Essen, Tiere oder sonst irgendwelche Sachen.

Das mit der Genmanipulation ist mir das Wichtigste. Ich selbst kauf nur noch von unseren Bauern auf dem Bauernmarkt in Deggendorf ein. Weil da bin ich ja alle 14 Tage. Und dann gibt es bei mir auch nur Gurken, wenns Gurken gibt, oder Kopfsalat, wenns Kopfsalat gibt. Und nicht irgendwann einmal im Dezember einen Kopfsalat. Oder ne Gurke. Also Sie glauben nicht, wie dumm, echt wahr, wie dumm manche Leute sind! Die kommen da auf den Bauernmarkt und fragen im Oktober, ob sie noch Gurken haben können!

PROTOKOLL: KIRSTEN KÜPPERS

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.