Elektroauto-Experte über Leihbatterien: "Autobauer leben in Benzinwelt"

"Better Place"-Manager Rolf Schumann, über die Leihbatterien und Ladestationen, die sein Unternehmen herstellen will, Pauschalen für Pendler und die Lobby für Verbrennungsmotoren.

"Better Place"-Chef Shai Agassi demonstriert den Gebrauch einer Wechselstation für Autobatterien. Bild: ap

taz: Herr Schumann, Ihr Chef Shai Agassi behauptet, mit ihm komme das Ende des Öls. Er übertreibt?

Rolf Schumann: Er hat sich einfach gefragt, wie man die Welt bis zum Jahr 2020 zu einem besseren Ort machen kann: indem wir die Abhängigkeit vom Öl reduzieren. 50 Prozent aller Ölressourcen gehen heute in Kraftstoffe. Wir wollen stattdessen elektrische Autos ausschließlich mit erneuerbarer Energie betreiben. Wenn wir Erfolg haben, werden uns andere kopieren, und Shai wird recht behalten.

Wie wollen Sie denn nun sicherstellen, dass der Strom auch tatsächlich aus erneuerbaren Quellen stammt und nicht etwa aus Atomkraftwerken?

Wir wissen, wie viele Kilometer unsere Kunden fahren werden, und damit, wie viel Strom sie verbrauchen. Diese Menge kaufen wir aus erneuerbaren Quellen ein und speisen sie ins Netz.

3 Cent soll der Kilometer bei Ihnen kosten. Rechnet sich das für den Verbraucher?

Wir zielen zu Beginn auf die Pendler ab. Die fahren 25.000 Kilometer im Jahr. Trotzdem würde sich ein Batteriefahrzeug erst nach 320.000 Kilometer refinanzieren, was über zehn Jahr dauern würde. Weil uns die Batterien gehören und wir sie in unseren Stationen wechseln, nutzen wir sie häufiger, dadurch werden wir wirtschaftlich. Heute kostet Sie ein Auto 300 bis 400 Euro im Monat. Wir geben die Garantie, dass es auf keinen Fall teurer wird, eher sogar billiger.

Sie wollen das mit staatlichen Geldern finanzieren.

Weil wir den Markt beschleunigen wollen. Nehmen wir an, wir finden in Deutschland einen Investor. Der kann hier investieren oder in China, wo der Staat gerade 29 Milliarden US-Dollar Förderung in Elektroautos reinpumpt, 60.000 Elektroautos bis 2012 auf den Straßen haben will und 13 Pilotstädte auf lange Sicht CO2-frei machen möchte. Wo würden Sie Ihr Geld investieren?

Sie haben jetzt 320 Millionen Euro Kapital eingesammelt. Was fehlt?

Da möchte ich noch keine Zahlen nennen. Aber wenn Sie in Infrastruktur investieren, verdienen Sie die ersten sieben bis acht Jahre nichts. Wir haben Leute, die nachhaltig und langfristig investieren, wie die Israel Corporation oder die Dänische Dong Energy. Alles Firmen, die heute mit Öl Geld verdienen und in unserem Konzept eine Zukunft sehen.

Wie laufen die Verhandlungen mit deutschen Investoren?

Wir verhandeln mit offenen Menschen, meist Privatpersonen, und suchen uns Investoren, die das Thema emotional gut finden. Sie haben erkannt, dass man mit Werten weiterkommt als mit brutalem Kapitalismus.

Israels Regierung will bis 2020 gänzlich ohne Öl im Verkehr auskommen, und Ihre Firma soll das umsetzen. Wie reagieren die Deutschen?

Die deutsche Politik weiß, dass ein großer Teil des Bruttoinlandsprodukts an der Autoindustrie hängt. Die Hersteller verdienen aber am Verbrennungsmotor am besten, da sind die Margen am höchsten. Und die haben eine starke Lobby. Die leben noch in ihrer Benzinwelt.

"Better Place" klingt sehr idealistisch. Aber auch Sie wollen im Endeffekt doch Geld verdienen.

Da gibt es andere Möglichkeiten, mit denen das schneller gehen würde. Und wir machen die Welt nicht besser, das können nur die Konsumenten.

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