Arbeit: Hoffnung auf Retter Peter

Die Belegschaft des Transformatorenherstellers MDEXX fürchtet den Verlust von knapp 500 Arbeitsplätzen. Die wohligen Worte des Eigentümers stoßen auf Skepsis.

Noch baut die ehemalige Siemens-Tochter Transformatoren in der Neustadt. Fraglich, ob das so bleibt. Bild: mnz

Dass die Belegschaft des in Bremen ansässigen Transformatorenherstellers MDEXX Hilfe ausgerechnet beim Siemens-Vorstandsvorsitzenden Peter Löscher sucht, lässt darauf schließen, dass die Sorge um die Zukunft des Unternehmens riesig sein muss - ebenso wie das Misstrauen gegenüber dem jetzigen Eigentümer.

Ein Investorenkonsortium unter Führung des mit 80 Prozent größten Anteilseigners CGS-Management in der Schweiz hatte MDEXX Anfang des Jahres von Siemens übernommen - und im Sommer den Verzicht von 223 der 482 Arbeitsplätze angekündigt. Ein Drittel davon soll ins tschechische MDEXX-Werk verlagert werden, der Kostendruck mache diese Maßnahme unumgehbar.

Die Belegschaft, sagt der Betriebsratsvorsitzende Herbert Strosetzky, fühlt sich getäuscht. Noch Anfang des Jahres habe der neue Eigentümer versichert, das Werk ausbauen zu wollen. Deshalb der Brief an den Siemens - den bis heute fast einzigen Kunden von MDEXX, mit dem Appell an dessen Vorstandsvorsitzenden Löscher: "Lassen Sie nicht zu, dass unsere wirtschaftliche Existenz vernichtet wird. Nutzen Sie ihren Einfluss und helfen Sie uns!" Dahinter steht auch die Vermutung, dass Arbeitsplatzabbau und Verlagerung nach Tschechien lange abgesprochen waren. Sogar die "Zerschlagung des gesamten Bremer Standortes" befürchtet die Belegschaft - obwohl sogar Anfang des Jahres, als sich die Wirtschaftskrise längst auch in den Auftragsbüchern von MDEXX bemerkbar gemacht habe, alles nach Zukunft für die Transformatorenherstellung in Bremen klang.

Von Löscher hat der Betriebsrat noch keine Antwort, und ob er der Einladung ins Bremer Werk folgen wird, "damit Sie sich ein Bild unserer Situation machen können", ist fraglich.

Bleiben die hiesige Geschäftsführung - die inzwischen um einen versierten "Turnaround-Manager" ergänzt wurde - und die Eigentümer von der CGS-Management in der Schweiz, die unbeirrt an ihren Plänen festhalten. Ihr Hauptargument ist die Wirtschaftskrise. Der Auftragseingang sei um über die Hälfte geschrumpft, da seien schmerzhafte Einschnitte unausweichlich. CGS-Mann Giesinger beteuert, sein Unternehmen habe die Auswirkungen der Krise bei der Übernahme von MDEXX nicht ahnen können - und hätte das Unternehmen dann auch nicht gekauft. "Wir sind kein Restrukturierungsfonds", sagt Giesinger, man kaufe nur gesunde Unternehmen, entwickele sie weiter und verkaufe dann. "Wir haben langfristige Interessen", auch das sagt er, und versteht, dass auch die schönsten Ankündigungen gerade in Zeiten der Heuschrecke bei einer bangenden Belegschaft auf Skepsis stoßen.

Aber, da ist sich Giesinger sicher: Hätte Siemens nicht verkauft, dann müssten sie sich bei MDEXX noch viel größere Sorgen machen. Jetzt müsse es darum gehen, das Unternehmen "auf eine gesunde Basis zu stellen" - in Bremen oder dem Umland, wie Giesinger sagt, und gerne "in einem modernen Produktionsgebäude", weil die Hallen der Lloyd-Motorenwerke teils völlig veraltet seien. Die Bremer Wirtschaftsförderung will laut Wirtschaftssenator alles dafür tun, "so viel Produktion wie möglich in Bremen zu halten".

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