Tischtennis-EM in Stuttgart: Stoisch an der Platte

Das Deutsches Tischtennis-Team um Timo Boll spaziert durch die EM-Vorrunde. Auch die Frauen überzeugen. Beinahe hätten sie sogar gegen Titelverteidiger Niederlande gewonnen.

Timo Boll: Fühlt sich noch nicht so geschmeidig, besiegt aber trotzdem locker seinen dänischen Gegner. Bild: dpa

STUTTGART taz | Feueralarm im Mannschaftshotel der deutschen Tischtennisspieler! Polizei und Feuerwehr rückten in Stuttgart aus. 50 Gäste verließen das Quartier eilenden Schrittes, darunter auch der Weltmeister von 2003, Werner Schlager (Österreich) mit Familie. Nationalspielerin Zhenqi Barthel lag gerade auf der Massagebank, als um 19.30 Uhr der Notruf in der Hotel-Sauna ausgelöst wurde. Nach der Evakuierung entpuppte er sich jedoch als Fehlalarm.

Die deutschen Tischtennis-Asse nahmen die zusätzliche Laufarbeit vor der EM mit Humor. Schließlich gab es in der Porsche-Arena keinen Grund für einen Alarm. Gleich am ersten Tag qualifizierten sich die Herren vorzeitig für das Viertelfinale. Auf ein 3:1 gegen Frankreich folgte am Sonntagabend ein 3:0 über Dänemark. Die Nordlichter rechneten sich erst gar nichts aus gegen den übermächtigen Titelverteidiger und verzichteten auf ihren Topmann Michael Maze, Europas Nummer drei. Der deutsche Stammdreier mit den drei Düsseldorfer Champions-League-Siegern Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Christian Süß machte entsprechend kurzen Prozess gegen das dänische B-Team.

Beim gestrigen Schaulaufen zum Vorrundenabschluss schickte Bundestrainer Richard Prause seine starken Ersatzleute, den europäischen Ranglisten-Zehnten Patrick Baum (Grenzau) und den Wahl-Schwaben Bastian Steger (TTC Frickenhausen), mit Ovtcharov an die Platte. Das reichte für einen 3:0-Spaziergang über Schlusslicht Spanien. Boll und Süß wurden für das Viertelfinale geschont.

„Ich bin selten sehr zufrieden. Aber wir haben trotz der Niederlage ein tolles Auftaktspiel gezeigt“, sagte unterdessen der Trainer der Damen des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB), Jörg Bitzigeio, nach dem 2:3 gegen Titelverteidiger Niederlande vor 5.600 Zuschauern. Wu Jiaduo (Kroppach) hielt das Trio mit zwei Siegen gegen die Abwehr-Asse auf Kurs. „Riesenlob, sie hat zwei Einzelmedaillen-Kandidatinnen geschlagen“, befand Bitzigeio.

Bis zum 2:2 hatten Kristin Silbereisen und die 15-jährige Nationalmannschafts-Debütantin Petrissa Solja (Saarlouis-Fraulautern) verloren. Dann besaß Silbereisen sogar die Chance, für die erste Sensation der EM zu sorgen: Doch der Busenbacherin reichte eine 2:0-Satzführung gegen Li Jie nicht, Europas Nummer fünf gewann doch noch die Oberhand. Bitzigeio nahm’s gelassen: „Das ist Wurst. Das 3:2 wäre nur das Sahnehäubchen gewesen.“ Nach dem überzeugenden 3:0 über die Türkei schien die Viertelfinal-Qualifikation der EM-Zehnten von 2008 nur noch Formsache.

Derweil blieb der dreifache Titelverteidiger Boll gewohnt stoisch. „Vom Feueralarm habe ich gar nichts mitbekommen“, berichtete er und fühlte sich trotz seiner lockeren drei Auftaktsiege „noch nicht so geschmeidig, wie ich sein könnte“. Für Kabinettstückchen reichte es aber. Gegen den Dänen Kasper Sternberg wechselte der Linkshänder während eines rasanten Ballwechsels den Schläger in die Rechte und platzierte ihn aus vier Metern fulminant zurück auf den Tisch. „Am Ende der Woche wird Timo in Topform sein“, prophezeite der schwedische Altmeister Mikael Appelgren. Sollte Boll in Stuttgart drei Titel gewinnen, womit nicht wenige rechnen, wäre er elffacher Europameister und würde in der Statistik am neunfachen Titelträger Appelgren vorbeiziehen.

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