Interview mir dem singenden Bundestagsabgeordneten Thilo Hoppe: "Der Eisbär ist eine Metapher"

Der grüne Bundestagsabgeordnete Thilo Hoppe aus Aurich hat einen Song geschrieben: Mit dem "Lied des Eisbären" fordert er auf Youtube das Ende der Kohle- und Atomkraft.

Arme Eisbären: Doch Thilo Hoppe singt gegen das Schmelzen der Eisschollen an. Bild: dpa

Herr Hoppe, Sie haben das "Lied des Eisbären" geschrieben, ein Stück gegen den Klimawandel. Warum haben Sie das gemacht?

Thilo Hoppe: An den Wahlkampfständen der Grünen ist es manchmal recht öde. Nein, im Grunde ist es eine ernste Sache: In der Region Ostfriesland sind wir umzingelt von Kohlekraftwerken, dagegen richtet sich das Stück.

In dem Lied beschwert sich ein Eisbär bei den Menschen, dass ihm durch die Erderwärmung die Scholle wegschmilzt. Niedliche Tiere als Mittel zum Zweck?

Thilo Hoppe, 51

war Diakon und Journalist, bevor er 2002 für die Grünen in den Bundestag einzog.

Der Eisbär ist eine Metapher, der den Zugang zum Thema erleichtern soll. Eigentlich habe ich das Stück nur für eine Bürgerinitiative gegen Kohlekraftwerke geschrieben…Dann ist das Eisbärenlied ein Auftragswerk?

Nein, auf die Idee bin ich in einer durchwachten Nacht gekommen. Es gibt unendlich viele Friedenslieder noch aus der 68er-Zeit, aber kaum ein Klimalied. Ich kenne nur eins von Patrick Lindner, "Das politische Lied". Da muss mehr her.

Wie ist das Lied denn dann auf Youtube gelandet?

Mein Sohn findet sonst alles blöd, was ich so mache, aber von dem Lied war er irgendwie berührt. Er hat dann eine Slideshow gemacht und es hochgeladen.

Ich finde, ihrem Stück hört man ihre Vergangenheit in der Kirchengemeinde an. Mit der Akustikgitarre und dem Chor am Ende klingt es ein bisschen nach Jugendfreizeit am Lagerfeuer, oder?

Ja, es ist schon irgendwie ein Mittelding zwischen Protestsong und Kindergottesdienstlied. Die Aufnahme ist auch nicht besonders professionell, ich halte das höchstens für gehobene Amateurklasse. Sonst beschränkt sich meine Musik eher auf den privaten Bereich. Nur für das Evangelische Kindergesangbuch habe ich einmal das Lied "Oh, ich lach dich an" geschrieben.

Glauben Sie, dass Ihr Lied ernst genommen wird, wenn es so eine fröhliche Melodie hat?

Ich habe einen Spagat zwischen ernstem Thema und seichter Vermittlung versucht. Kann schon sein, dass manche das für einen Witz halten. Aber wenn man Weltuntergangsmelodien macht, ist es den Leuten direkt zu düster. Man kann ja nicht ständig mit ernster Miene rumlaufen. Außerdem sind im Kehrvers auch Mollakkorde drin, es ist also nicht nur lustig.

Sie glauben nicht, dass Sie mit dem Lied den Klimawandel ins Lächerliche ziehen?

Also wenn ich einen Vortrag über die Dürren in Darfur oder Überflutungen in Bangladesh halte, trete ich nicht im Eisbärenkostüm auf und fange an zu singen. Das Lied soll einfach nur aufrütteln, damit sich viele Menschen gegen die Kohlekraftwerke stellen. Für diesen Zweck reicht das Stück. Bei meinen bescheidenen Wortmitteln ist eben das "Lied des Eisbären" herausgekommen.

Vor dem Klimagipfel in Kopenhagen gibt es einen Wettbewerb: Bands sollen Klimalieder texten. Nehmen Sie auch teil?

Nein, da halte ich mich raus. Ich hab dazu nur aufgerufen, damit sich Nachwuchskünstler angestiftet fühlen. Mein Lied läuft nur am Wahlkampfstand.

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