Wohnen in Hamburg: Öko-Mietenspiegel braucht Zeit

Arbeitskreis aus Behörde, Mieter- und Vermieterverbänden vertagt sich. Erhebung der Energiedaten erlaubt noch nicht für alle Wohnungstypen eine Bewertung

Thermogramm eines Wohnhauses. Rechts eine Skala mit verschieden Farbabstufungen, die Auskunft über die jeweilige Temperatur des abgebildeten Objektes geben : dpa

Der ökologische Mietenspiegel wird wohl später kommen als geplant. Diese Prognose drängt sich nach der jüngsten Sitzung des Arbeitskreises Mietenspiegel auf. Unter Regie der Stadtentwicklungsbehörde legen darin die Mietervereine und die Vermieter-Verbände die ortsüblichen Vergleichsmieten fest. Erstmals wurde dafür auch der Energieverbrauch der Wohnungen erhoben. Weil das Befragungsergebnis unvollständig ist, soll in einer weiteren Sitzung geklärt werden, ob und wie es wenigstens ansatzweise in den Mietenspiegel 2009 einfließen kann.

Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL) hatte geplant, die Daten aus dem zum Jahresbeginn eingeführten Energieausweises für Wohngebäude in den Mietenspiegel zu integrieren. Neben Kriterien wie Kachelbad oder Parkettboden sollte auch der Energieverbrauch über die Einstufung einer Wohnung in eine teurere oder billigere Kategorie entscheiden. Ziel war es, Klimaschutzanstrengungen zu belohnen.

Einige Verbände der Wohnungswirtschaft hatten allerdings bereits im Vorfeld ihre Mitglieder aufgefordert, die Daten aus dem Energieausweis nicht herauszurücken. "Nicht alle Immobilien haben Energieausweise", sagt Sun Jensch, Geschäftsführerin des Verbandes freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen. Außerdem könne der Verbrauchsausweis nicht Grundlage sein, weil er sich - anders als der Bedarfsausweis - nicht am baulichen Zustand der Wohnung, sondern am Verbrauchsverhalten der Bewohner orientiere. Vermieter können selbst entscheiden, welchen Ausweis sie ausstellen lassen.

"Der Boykott hat Wirkung gezeigt", sagt Hajduks Sprecher Enno Isermann. Die Befragungsergebnisse seien deshalb nicht so gut wie gewünscht. Für einzelne Baualtersklassen lieferten sie mangels Rücklauf kein repräsentatives Ergebnis. Für den 28. September wurde deshalb eine weitere Sitzung vereinbart, bei der beschlossen werden soll, wie mit dem Befragungsergebnis verfahren wird.

Die Daten hätten einen hohen Informationsgehalt, sagt Torsten Flomm, Geschäftsführer des Grundeigentümerverbandes. Sie würden "ganz bestimmt nicht in der Schublade verschwinden". Das sieht auch Sylvia Sonnemann von Mieter helfen Mietern so. Spätestens 2011 würden sie in den Mietenspiegel einfließen - eine Einschätzung die viele teilen.

Der Mieterverein in Hamburg verweist einstweilen auf seinen neu erschienen Heizspiegel, mit dem Mieter den Energieverbrauch ihrer Wohnung ermitteln können. "Wir werden den Heizspiegel bei der Prüfung von Mieterhöhungen zugrunde legen", kündigt Siegmund Chychla von Mieterverein an.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.