Bergbau im Harz: Goldrausch im Gosetal

Gold- und silberhaltige Minen will das Tochterunternehmen eines dänischen Investors im Harz entdeckt haben - und nun ausbeuten. Die Freude darüber ist geteilt.

Rammelsberg: Manche, scheints, würden am liebsten gleich die alte Grubenbahn aufpolieren. Bild: dpa

Ob Kaiser, Silber, Kupfer oder Blei, irgendetwas schlummert immer in den Bergen des Harzes. Momentan bewegen die unterirdischen Schätze die Hamburger Harz Minerals GmbH, eine 100-prozentige Tochter der Scandinavian Highlands Holding A/S mit Sitz in Hørsholm. Am Montag hat das Landesamt für Bergbau dem Unternehmen zehn Probebohrungen rund zwei Kilometer südlich von Goslar erlaubt, im Naturpark, am Westhang des Gosetals. Im Oktober wird begonnen.

"Wir", sagt Stadtsprecherin Susanne Roßdeutscher, "begrüßen die Genehmigung". Mehr sagt sie nicht, mehr kann sie auch nicht sagen, weil zu viel für die Stadt auf dem Spiel steht - und zu wenig weit ist die Diskussion in Stadtverordnetenversammlung und -verwaltung bislang gediehen. Ende Februar 2010 sollen die Erkundungen abgeschlossen sein.

Sicher ist, so viel geht aus elektromagnetischen Luftaufnahmen hervor, dass sich dort eine Anomalie befindet, also eine unterirdische Faltung. Und in der könnte Erz lagern: "Es sieht schon vielversprechend aus", so Friedhart Knolle, Geologe und Naturschützer. Die Gutachter der dänischen Muttergesellschaft formulieren den Befund etwas knalliger: In den zwei parallelen, mindestens ein Kilometer langen Minen, die sie glauben, entdeckt zu haben, wollen sie neben dem etwas Appeal-schwachen Bariumsulfat auch Gold und Silber abbauen.

Die Bohrungen sind teuer: Mit sechs bis acht Millionen rechnet das Unternehmen selbst, da muss man Kapital-Akquise betreiben. Und so haben sie ihren Rapport "The Gosetal Anomaly - a Rammelsberg twin?" betitelt. Und, Fragezeichen hin oder her, ein mutmaßlicher Zwilling der legendären Rammelsberg-Minen ist etwas, woran sich auch heute noch Fantasien der Branche entzünden.

Und in Goslar selbst natürlich auch: Als am 30. Juni 1988 die über 1.000 Jahre kontinuierlichen Bergbaus endeten, schlug das eine Wunde ins Herz der Stadt, die nie ganz verheilt ist: Ein gutes Sechstel Einwohner hat sie seither verloren, noch immer werden den pensionierten Studienräten, die durch die stillen Stollen führen, die Augen feucht, kommt das fatale Datum zur Sprache.

Entsprechend pathetisch fällt mitunter das Echo auf das dänische Vorhaben aus: Von Wiederbeleben ist die Rede und von dringend benötigten Arbeitsplätzen für die strukturschwache Region. Manche, so scheints, würden am liebsten gleich die alte Grubenbahn neu ölen, aufpolieren und loslegen.

Andere sind weniger euphorisch. Denn längst ist Bergbau kein so personalintensives Geschäft mehr. Zudem ist naturnaher Tourismus ein wichtiger Faktor im Harz. Und "jedes Bergwerk führt zu ökologischen Problemen", so Naturschützer Knolle, "es ist immer ein Eingriff".

Das Worst-Case-Szenario, dass die Lokalpolitik eilfertig den Investor begrüßt, ohne sicherzustellen, dass Steuereinnahmen in der Stadt verbleiben, ist so unplausibel nicht: Schließlich hat der sein Gewerbe in Hamburg angezeigt und meldet Gewinne dem Finanzamt Hørsholm.

Auch das wäre das Comeback einer alten Harzer Bergbau-Tradition: Die Kosten der Gruben musste immer schon Goslar tragen. Die Gewinne aber hatte sich der mächtige Nachbar Braunschweig-Wolfenbüttel gesichert. Damals allerdings noch mit Waffengewalt.

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