Arjen Robben beim FC Bayern: Kreative Hoffnung

Die Verpflichtung des niederländischen Stars Arjen Robben zeigt einmal mehr, dass Louis van Gaals taktische Vorstellungen alles andere als betoniert sind.

Bayern-Neuzugang Robben mit Trainer van Gaals. Bild: reuters

MÜNCHEN taz | Diesen Exkurs in die Vergangenheit machte Louis van Gaal gern mit. In der Pressekonferenz am Freitag brachte ein niederländischer Journalist die Sprache auf jene Reise nach Argentinien im Jahr 2001. Van Gaal war damals niederländischer Nationaltrainer, die Nachwuchsauswahl trat bei der U20-WM an. Es waren die einzigen drei Wochen, die van Gaal bisher mit Arjen Robben zusammengearbeitet hat. "Für die niederländische Presse war das eine Novität. Aber er war ein großes Talent, und ich habe das Ziel, junge Spieler zu entwickeln", erzählte van Gaal.

Seit Freitag nun haben van Gaal und Robben wieder das Vergnügen miteinander. Der Spieler absolvierte am Vormittag die Gesundheitstests. Danach unterzeichnete er einen Vierjahresvertrag beim FC Bayern. Er bekommt die Trikotnummer zehn, die zuletzt Roy Makaay trug. Und was van Gaal über seinen neuen Untergebenen erzählte, legte die Vermutung sehr nahe, dass Robben am Samstag gegen den VfL Wolfsburg sein Bundesligadebüt geben wird. Ein Einsatz sei "denkbar, er ist in guter Verfassung, hat mit Madrid schon Spiele gemacht". Auch Robben selbst bezeichnet sich als "topfit und bereit zu spielen". Aus van Gaals Sicht sind die etwa 25 Millionen Ablöse gut angelegt. "Wir haben neben Ribéry einen mehr, der Kreativität auf engem Raum ins Spiel bringt", sagt van Gaal. "Wir wollen aufwärts, uns verbessern, uns entwickeln. Das geht nur mit außergewöhnlichen Spielern."

In diesen problematischen Tagen zeigt sich, dass van Gaals Prinzipien alles andere als betoniert sind. Robben und Ribéry, an denen die Hoffnung auf Besserung hängt, sind dribbelnde Antithesen zum schematisierten Schnellpassspiel, das der Bayerntrainer in der Theorie propagiert. Für einen Einsatz Robbens gegen Wolfsburg spricht auch der Überraschungseffekt. Armin Veh wird seine Abwehr kaum vorbereiten können. Denn auch das Spielsystem der Bayern ist noch fraglich. Am wahrscheinlichsten ist, dass van Gaal das Prinzip Mittelfeldraute opfert. "Wir haben die Vorbereitung genutzt, um eine Nummer zehn zu finden, sie aber nicht gefunden", gab er am Freitag zu. Mit Robben kann er ein plausibles 4-3-3 bilden. Miroslav Klose müsste dafür weichen. Ivica Olic könnte gegen Wolfsburg zunächst die Linksaußenposition besetzen. Denn Franck Ribéry, sagte van Gaal am Freitag, ist noch nicht bereit für einen Einsatz von Anfang an.

Dass die Verpflichtung Robbens Risiken birgt, weiß der Trainer. Natürlich wurde ihm auch die H-Frage gestellt, sogar von einem Landsmann: Den FC Barcelona hatte van Gaal einst allzu radikal hollandisiert. In München wurde registriert, dass er Mark van Bommel zum Kapitän machte. Zudem hat er den Niederländer Edson Braafheid hergelotst (auch sein anderes Mitbringsel, Danijel Pranjic, hat zuletzt in der Eredivisie gespielt). Und nun Robben. Van Gaal kam ins Drucksen. Die Verpflichtungen habe "ich nicht beschlossen", er könne das nur "besprechen mit dem Vorstand". Auch die Verletzungsanfälligkeit Robbens (in der Patientenakte sind ein Muskelriss, Muskelfaserrisse, Bänderrisse und ein doppelter Fußbruch vermerkt) ist van Gaal bewusst: "Er ist ein explosiver Spieler, da kann man Muskelverletzungen erwarten, das hat man auch bei Ribéry gesehen."

Zumindest eines ist den Bayern mit dem Robben-Transfer geglückt. Er warf so viele Fragen auf, dass für das Thema Wackelabwehr kaum noch Zeit blieb. Allein zur Torhüterfrage sagte van Gaal ein paar Worte, die nichts Gutes für Michael Rensing erwarten lassen. "Ich könnte auch den Torwart wechseln. Das ist für mich normal. Der Torwart ist auch ein Spieler." Verpflichtungen für die Defensive sind laut den Vereinsoberen nicht mehr geplant. Louis van Gaal sagt zu dem Thema: "Wünsche habe ich immer. Vielleicht überrascht der Vorstand mich ja noch."

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