Der Kampf der Betriebssysteme: Microsoft abgewatscht, Apple gelobt

Den Aktivisten der Free Software Foundation passt die Art, wie Microsoft sein Windows 7 in den Markt drückt, überhaupt nicht. Apples neues Snow Leopard bekam dagegen gute Kritiken.

Viele neue Funktionen gibt es bei Snow Leopard nicht. Bild: ap

BERLIN taz | Während sich der Sommer langsam seinem Ende entgegen neigt, wird es in der IT-Szene nochmal ganz heiß: Microsoft und Apple bringen nahezu zur gleichen Zeit neue Betriebssysteme auf den Markt. Der Vista-Nachfolger Windows 7, der offiziell erst im Oktober erscheint, wurde nun an die ersten Fachkunden ausgeliefert. Das Update soll viele kleine Unzulänglichkeiten, die User und Experten in der Vorversion festgestellt haben, ausbügeln.

Wirklich nutzerfreundlich sei Windows 7 aber nicht, meinen die Open-Source-Aktivisten der Free Software Foundation (FSF), die sich für freie Programme und einen ungestörten Wissensaustausch einsetzen. Unter Windows7sins.org haben sie allerlei Kritikpunkte aufgelistet. "Microsoft schmeißt Deine Freiheit in den Müll", lautet der zentrale Vorwurf. Der Grund: Microsoft zwinge Nutzer zu einer Zwangsregistrierung, dringe mit dem Kopierschutz "Windows Genuine Advantage" in ihre Privatsphäre ein und verwende an vielen Stellen ein so genanntes "digitales Rechtemanagement", das Kundenrechte verletze. Zudem enthalte auch Windows 7 immer noch potenzielle Sicherheitslücken.

Die FSF schrieb anlässlich des Windows 7-Erscheinens sogar einen Brief an alle Konzerne der Fortune 500 (mit Ausnahme Microsofts), in dem vor den Problemen gewarnt wird. Darin heißt es, dass Microsoft versuche, Windows 7 mit einer Kombination aus Angstmacherei und Drohungen an den Mann zu bringen. "Weil das System nicht frei ist, hängen sie ständig vom Hersteller ab, damit dieser Sicherheitsaktualisierungen und andere Verbesserungen ausliefert." Microsoft drohe, die Unterstützung für frühere Windows-Versionen zurückzuziehen. "So werden sie gezwungen, neue Versionen der Software zu adaptieren, obwohl sie sie gar nicht brauchen oder es negative Konsequenzen auf ihre Arbeit hat."

Etwas milder geht die FSF dagegen mit Apples neuem Betriebssystem Snow Leopard um, das seit Freitag im Handel ist - eine Angriffswebsite wie gegen Windows 7 gibt es nicht. Das könnte auch daran liegen, dass sich Apple kundenfreundlicher gibt: Ein Kopierschutz fehlt der 30 Euro teuren Software ebenso wie eine Zwangsregistrierung - man installiert sie und das war's. Die Free Software Foundation kritisiert allerdings seit langem Apples iTunes-Geschäftsmodell, bei dem die Geräte der Firma, iPod und iPhone, gegenüber Konkurrenten beim Inhalteeinkauf bevorzugt werden. Zudem ist Snow Leopard genauso wenig freie Software wie Windows.

Auch bei den schreibenden Profis konnte das auch Mac OS 10.6 genannte Betriebssystem bislang punkten. So lobte der viel gelesene Fachjournalist Walt Mossberg, vom Wall Street Journal, kleinere und größere Verbesserungen an vielen Stellen, während der Autor David Pogue von der New York Times ein Mehr an Geschwindigkeit feststellte. Edward C. Baig, IT-Kritiker bei USA Today, schrieb, Apple habe mit Snow Leopard weniger Arbeit gehabt als Microsoft mit Windows 7: "Da gab es beim Vorgänger auch nicht so viel zu verbessern."

Tatsächlich bringt die neue Mac-Systemsoftware nicht viele "große" neue Funktionen mit. Die hatte Apple aber auch nicht versprochen und deshalb den Preis des Updates um 100 Euro reduziert. Snow Leopard soll vor allem die Grundlage von Mac OS X verbessern. Die Software bringt unter anderem die Möglichkeit mit, Arbeit besser über die Prozessoren zu verteilen und den Chip der Grafikkarte für fachfremde Aufgaben zu nutzen. Der "Finder", die Dateiverwaltung des Mac, wurde intern überholt und arbeitet schneller. Geschäftskunden lockt Apple mit einer Anbindung an Microsofts Kommunikationsserver Exchange.

Speicher kann ein Mac dank Snow Leopard künftig deutlich mehr verwalten: Mac OS 10.6 arbeitet künftig intern mit 64-Bit. Wer ständig zu wenig Plattenplatz hat, wird sich außerdem freuen, dass das Betriebssystem um rund sieben Gigabytes geschrumpft ist - normalerweise wächst die Systemsoftware mit einem Update, Apple dreht den Spieß hier um. Insgesamt, so schreibt zumindest Wall Street Journal-Autor Mossberg, sei Snow Leopard aber mehr ein "nice-to-have" statt ein "must-have". Die Vorversion Leopard sei bereits sehr stabil. Käufer neuer Macs können sich das allerdings nicht aussuchen: Auf denen läuft in wenigen Wochen standardmäßig nur noch Snow Leopard.

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