Krisenopfer: Kein Platz für Hund und Katz

Wenn das Geld knapp wird, bekommen das auch die Vierbeiner zu spüren: Die Tierheime im Norden klagen über immer mehr Tiere bei sinkenden Einnahmen.

Erhöhtes Aufkommen: Wenn die finanzielle Lage ernst ist, bringt mancher seinen besten Freund hinter Gitter. Bild: dpa

In den norddeutschen Tierheimen wird es immer enger: Immer mehr Tierhalter trennen sich aus finanziellen Gründen von Hund, Katze oder Meerschwein. Eine Folge der Wirtschaftskrise, vermuten viele Tierpfleger. "Wir platzen aus allen Nähten und wissen nicht mehr wohin mit den Tieren", sagt Barbara Eden vom Tierheim Wilhelmshaven. "Es ist deutlich spürbar, dass die Leute in letzter Zeit weniger Geld in der Tasche haben, um ihre Tiere versorgen zu können."

Das berichten auch Tierheime aus Oldenburg und Hannover. "Wir spüren die Wirtschaftskrise sehr", sagt Arvid Possekel, Pfleger im Tierheim Hannover. "Es geben nicht nur mehr Leute ihre Tiere ab, uns erreichen auch immer mehr Anfragen nach finanzieller Unterstützung. So kam zum Beispiel ein Hundehalter zu uns, dessen Hund einen Tumor hatte. Er konnte die Operation nicht bezahlen." In Oldenburg zeigt sich ein ähnliches Bild. "Die Zahl der abgegebenen Tiere steigt stetig an und geht quer durch alle Arten. Besonders in diesem Jahr ist es extrem geworden", sagt Tierpflegerin Lisa Kopietz. Selbst die Gebühr, die beim Abgeben der Tiere fällig wird, sei für manchen nicht mehr zu bezahlen: In Oldenburg etwa kostet es 150 Euro, einen Hund im Tierheim unterzubringen. In Wilhelmshaven bietet man seit kurzem und in Ausnahmefällen sogar Ratenzahlung an.

Zu der hohen Auslastung kommt vielerorts das Problem, dass immer weniger gespendet wird. "Sachspenden gibt es zwar immer noch, aber Geldspenden sind seltener geworden", sagt Lisa Kopietz. Auch in Hamburg sinken die Einnahmen. Laut Gabriele Waniorek-Goerke, 1. Vorsitzende des Hamburger Tierschutzvereins, lag das Spendenaufkommen 2007 noch bei knapp 230.000 Euro, um sich im vergangenen Jahr auf rund 135.000 Euro zu verringern. Auch die Mitgliedsbeiträge seien in diesem Zeitraum deutlich weniger geworden: von 204.000 auf 165.000 Euro. Die Zahl der versorgten Tiere stieg gleichzeitig von 9.544 auf 9.641. "Bei den Tierbestandszahlen können wir mit einer verbesserten Vermittlung noch etwas entgegensteuern", sagt Waniorek- Goerke. "Besorgniserregend ist aber der dramatische Rückgang der Einnahmen."

In Hannover wiegt das Problem noch nicht ganz so schwer: Durch die hohe Zahl der Mitglieder seien die Spenden an den dortige Tierschutzverein relativ konstant geblieben, sagt Tierheimmitarbeiter Arvid Possekel. Gemehrt habe sich aber die Zahl derjenigen, die aus wirtschaftlichen Gründen den Verein verließen. Auch bei den "Tieradoptionen" sei ein Wandel bemerkbar: "Wir merken, dass Leute, die sich heute einen Hund anschaffen, länger darüber nachdenken als früher. Sie wägen länger ab, ob sie sich das finanziell überhaupt leisten können, während es sonst viel selbstverständlicher war."

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