Prämie für den Neuwagenkauf: Abwrackprämie hilft Händlern

Die Prämie für den Neuwagenkauf hat Autohändlern einen Kundenansturm beschert. Der Umsatz deutscher Hersteller ist dennoch um ein Drittel gesunken.

Die Prämie für den Schrott hat den Autohändlern mehr gebracht als altes Blech. Bild: ap

Das steuerlich geförderte Abwracken alter Fahrzeuge hilft den Händlern mehr als den Herstellern. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes zum Kraftfahrzeugmarkt hervor, die am Montag in Wiesbaden veröffentlicht wurden. Demnach sind die Händler die Einzigen in der Autobranche, die stark von der staatlichen Absatzförderung profitieren.

Mit der Abwrackprämie subventioniert die Bundesregierung in diesem Jahr den Kauf neuer Pkw mit je 2.500 Euro, sofern vor dem Neukauf ein altes Auto verschrottet wird. Das Programm löste einen Boom bei Neuzulassungen aus, die von Januar bis Mai insgesamt um 22,8 Prozent zulegten.

Pkw-Händler, die Autos mit einem Gesamtgewicht von bis zu 3,5 Tonnen verkaufen, haben ihren Umsatz in den ersten fünf Monaten inflationsbereinigt um 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesteigert. An den deutschen Herstellern ging die Belebung jedoch vorbei. Ihre Umsätze sanken von Januar bis Mai auf 99,584 Milliarden Euro und waren damit 32,5 Prozent geringer als im Vorjahreszeitraum.

Auch der Umsatz der Autowerkstätten sank um 3,8 Prozent.

Besonders litten die Exporte der deutschen Autoindustrie. Sie lieferte bis Mai nur 1,2 Millionen Fahrzeuge ins Ausland. Das entspricht einem Rückgang von 38 Prozent. Ihr Auslandsumsatz sank um 39,8 Prozent. Auf dem deutschen Binnenmarkt fiel der Umsatzeinbruch geringer aus: Er lag bei 20,9 Prozent.

Nachgefragt werden vor allem kleinere, kostengünstige Fahrzeuge mit einem Hubraum zwischen 1.000 und 1.500 Kubikzentimetern. Ihre Verkäufe haben sich nahezu verdoppelt. Davon konnten jedoch vor allem ausländische Hersteller profitieren, die mehr kleinere Fahrzeuge in ihrem Sortiment anbieten als die deutschen Produzenten.

"Die Abwrackprämie hat die Inlandsumsätze deutlich stabilisiert", sagte Eckehardt Rotter vom Verband der Deutschen Automobilwirtschaft (VDA) der taz. Auch europaweit befindet sich der Pkw-Absatz auf Erholungskurs. Im Juli ist die Zahl der verkauften Fahrzeuge im zweiten Monat in Folge um 5 Prozent auf 1,2 Millionen Fahrzeuge gestiegen. Insgesamt liegt die Zahl der Neuzulassungen aber noch knapp 8 Prozent unter dem Vorjahreswert

Der VDA erwartet, dass auch die Gesamtbilanz der Abwrackprämie positiv ausfallen wird. Das bezweifeln Wissenschaftler jedoch. "Die Prämie hat vor allem zu großen Mitnahmeeffekten geführt", sagte Sabine Freye vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Das IWH kommt in einer Studie zu dem Ergebnis, dass die Abwrackprämie ein sehr teures Instrument ist. "Mindestens drei von vier Neuwagenkäufern in diesem Jahr hätten auch ohne den staatlichen Zuschuss ein neues Auto erworben", sagte Freye.

Demnach gehen bei den insgesamt zu erwartenden 2 Millionen subventionierten Neuwagenkäufen nur 500.000 auf das Konto der staatlichen Prämie. Damit würde der Steuerzahler für jeden Neuwagen, der allein wegen der Prämie angeschafft wird, mit 10.000 Euro belastet. Zudem soll es nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe bei der Prämie zu etwa 100.000 Betrugsfällen gekommen sein.

Autoforscher Ferdinand Dudenhöffer prognostiziert in einer Studie düstere Zeiten für die Autoindustrie. Demnach würden 2010 mit 2,7 Millionen Fahrzeugen 12 Prozent weniger verkauft als 2008.

Kaufinteressenten sollten sich dennoch ranhalten: Gestern war nach Angaben des zuständigen Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle noch genügend Geld im Topf, um die Abwrackprämie für 181.036 Anträge zu finanzieren. Der ADAC schätzt, dass die Mittel bis Mitte September ausgeschöpft sein dürften, und rät Interessenten, sich die Prämie bis Ende August bei der Bafa zu reservieren.

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