Führungsspitze wird umgebaut: Machtkampf bei Conti beigelegt

Continental-Chef Neumann geht, sein Nachfolger ist ein Schaeffler-Mann. Aber auch Neumanns Kontrahent, Aufsichtsratschef Koerfer, soll sein Amt aufgeben.

Ist jetzt schon außen vor: Conti-Aufsichtsratschef Koerfer, ganz links. Bild: dpa

HANNOVER taz | Nach der Übernahme der Aktienmehrheit bei Conti hat sich die Schaeffler-Gruppe entscheidenden Einfluss im Vorstand des weitaus größeren Konkurrenten gesichert. Der Conti-Aufsichtsrat löste gestern den bisherigen Vorstandsvorsitzenden Karl-Thomas Neumann ab und bestellte den bisherigen Leiter der Schaeffler-Autosparte, Elmar Degenhart, zum neuen Conti-Chef.

Zusammen mit Degenhart wurden allerdings gleich drei weitere Mitglieder neu in das seit der Übernahmeschlacht geschrumpfte Gremium berufen. Die Conti-Spartenleiter für Chassis & Safety, Interior und Pkw-Reifen - Ralf Cramer, Helmut Matschi und Nikolai Setzer - rückten in das Leitungsgremium auf. Damit sitzt der vom Großaktionär Schaeffler installierte Chef im höchsten Conti-Gremium künftig fünf Conti-Eigengewächsen gegenüber. Zudem wird derzeit noch ein neuer Conti-Finanzchef gesucht.

Der scheidende Conti-Chef Neumann erhält nach knapp einem Jahr im Amt 7,4 Millionen Euro Abfindung. An der Zahlung werde sich Familienunternehmerin Maria-Elisabeth Schaeffler persönlich beteiligen, sagte der stellvertretende Conti-Aufsichtsratsvorsitzende Werner Bischoff von der IG BCE nach der Sitzung. Die persönliche Beteiligung von Frau Schaeffler an der Abfindung ist wohl als Entschädigungszahlung für den rabiaten Umgang von Schaeffler mit dem scheidenden Conti-Chef anzusehen. Schließlich hatte der Großaktionär zuletzt ohne Vorwarnung gegen den Conti-Chef geputscht.

Das am Mittwoch beschlossene Personalpaket hatten die Spitzen der Arbeitnehmerbank im Conti-Aufsichtsrat, Bischoff und der IG-Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine, am vergangenem Wochenende persönlich mit Maria-Elisabeth und ihrem Sohn Georg Schaeffler ausgehandelt. In Streitfällen wird in dem Gremium abgestimmt, wobei die Mehrheit der Stimmen gilt. Bestandteil des Personalpakets ist auch die mittelfristige Ablösung von Schaeffler-Berater Rolf Koerfer als Conti-Aufsichtsratschef. Dies soll nach der Bestellung des neuen Conti-Finanzvorstandes geschehen.

Bischoff bedankte sich ausdrücklich bei Altkanzler Gerhard Schröder für dessen Unterstützung. Schröder ist Garant einer von Conti und Schaeffler abgeschlossenen Investorenvereinbarung. Er hatte die Aufmerksamkeit der Verhandler zuletzt noch einmal auf diesen Vertrag gelenkt, in dem festgelegt wird, dass Schaeffler bestimmte Umstrukturierungen nicht gegen Conti vornehmen kann.

Nach Angaben des IG-BCE-Tarifexperten steht eine Zusammenlegung des Geschäfts von Conti und Schaeffler in den nächsten zehn, zwölf Monaten nicht auf der Tagesordnung. Auch ein Verkauf von Unternehmensteilen der Conti sei kein Thema, sagte Bischoff. Bei den Conti-Beschäftigten bestehen allerdings diesbezügliche Ängste. Die Schaeffler Gruppe ist durch die viel zu teure Conti-Übernahmen mit 11 Milliarden Euro verschuldet und bemüht, ihre Kreditlast bald zu mindern. Der Betriebsrat der Conti-Gummisparte in Hannover, sozusagen der Keimzelle des einstigen Reifenherstellers, befürchtet daher weitere Verkäufe von Unternehmensteilen. "Die meisten deutschen Produktionsstandorte werden derzeit in einer gesonderten Reifen GmbH zusammengefasst", sagte der hannoversche Conti-Betriebsrat Hasan Allak. "Wir befürchten, dass doch Verkaufspläne dahinterstehen." Überhaupt hätten es die Conti-Beschäftigten satt, "weiter in der Luft zu hängen". Sie bräuchten nun endlich auch eine "nachhaltige Zukunftsperspektive".

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