Aufstockung in Kolumbien: US-Militär bewegt Südamerika

Auf einem Südamerika-Gipfeltreffen drängt Brasilien auf ein Treffen mit US-Präsident Obama wegen des Konflikts um US-Basen.

Südamerikas Präsidenten wollen ein Date mit ihm: US-Präsident Barack Obama. Bild: dpa

PORTO ALEGRE taz | Südamerikas Präsidenten möchten die Pläne für eine Aufstockung der US-Militärpräsenz in Kolumbien mit Barack Obama besprechen. Der Brasilianer Luiz Inácio Lula da Silva schlug vor, den US-amerikanischen Kollegen im Vorfeld der UN-Hauptversammlung im September zu einem Treffen in New York einzuladen.

Auf einem Gipfel der Union Südamerikanischer Nationen (Unasur) in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito diskutierten die Staatschefs am Montag über die Absicht Kolumbiens, US-amerikanischen Soldaten Zugang zu sieben Militärstützpunkten zu gewähren. "Winde des Krieges beginnen wieder zu wehen", sagte Hugo Chávez aus Venezuela und setzte damit jenes Thema auf die Tagesordnung, das die Region neben dem Putsch in Honduras derzeit am meisten bewegt.

Washington nimmt die von Ecuadors Präsident Rafael Correa verfügte Schließung des US-Stützpunktes beim Pazifikhafen Manta zum Anlass, um Kolumbien mehr denn je zuvor zum militärischen Brückenkopf auszubauen. Auf den sieben Basen sollen bis zu 800 Soldaten und 600 Mitglieder privater Militärfirmen stationiert werden - angeblich ausschließlich für den Kampf gegen Drogenhandel und "Terrorismus". Derzeit halten sich gut 300 US-Soldaten und etwa 100 Söldner in Kolumbien auf.

Der Bolivianer Evo Morales erinnerte daran, wie er in den 90er Jahren als Gewerkschafter der Kokabauern von US-Militärs und ihren einheimischen Helfershelfern schikaniert worden war. Gastgeber Correa empörte sich: "Jetzt sagt man uns, das sei ein strikt kolumbianisches Problem", rief er in der Antrittsrede für seine zweite Amtszeit. "Was für eine Doppelmoral! Warum sagt man nicht dasselbe über Atomprogramme von Ländern, die bestimmten Machtzentren gegenüber als feindlich erachtet werden? Weil sie da selbst bedroht sind, während in diesem Fall die Bedrohten nur wir Lateinamerikaner sind".

Am entschiedensten wehren sich Correa und Chávez, die im Juli erneut von kolumbianischen Regierungsmitgliedern als Verbündete der Farc-Guerilla bezeichnet wurden - offenbar, um von den Geheimverhandlungen mit den USA anzulenken. So wurde im Juli der alte Vorwurf aufgewärmt, die Farc hätten 2006 den ersten Wahlkampf Correas mitfinanziert. Schwedische Panzerfäuste wie jene, die jetzt in einem Farc-Lager gefunden wurden, nutzt Venezuelas Armee bereits seit den 80er Jahren.

In Quito sprang Lula da Silva ebenfalls in die Bresche: Es gebe immer noch Botschafter, die sich in Wahlen anderer Länder einmischten, sagte der brasilianische Präsident spontan. Im Hinblick auf die Ölvorkommen im Atlantik sei er zudem "zutiefst besorgt" über die Vierte Flotte der US-Marine, die im Juli 2008 nach 58 Jahren wieder aktiviert wurde und in den Wässern Lateinamerikas und der Karibik kreuzt.

In Brasilía hat man auch genau registriert, dass die USA bei der Neusortierung der Basen keineswegs nur den "Antidrogenkrieg" im Blick haben. Der zentralkolumbianische Luftwaffenstützpunkt Palanquero solle in einer Übergangszeit "genügend Luftmobilität auf dem südamerikanischen Kontinent garantieren", heißt es im Strategiepapier der US-Luftwaffe "Global En Route Strategy". Von dort aus deckt die Reichweite des zum Truppentransport genutzten Flugzeugs Globemaster C-17 praktisch das gesamte Amazonasgebiet, Peru und Bolivien ab.

Die Argentinierin Cristina Fernández de Kirchner erklärte sich nun bereit, Ende August einen Unasur-Krisengipfel im Andenstadt Bariloche auszurichten. Dazu will sie, ganz im Sinne Lulas, den kolumbianischen Staatschef Álvaro Uribe einzuladen, der dem Stelldichein in Quito ferngeblieben war.

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