Opels Betriebsratschef strebt nach mehr: Vom Arbeiterführer zu Mister Opel

Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz bringt sich als Co-Manager und Chef für eine Mitarbeitergesellschaft ins Spiel. Die Belegschaft ist damit nicht glücklich.

Scheint derzeit an den Opel-Mitarbeitern vorbeizureden: Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz. Bild: ap

RÜSSELSHEIM taz | Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Adam Opel GmbH Klaus Franz hat jetzt die Bundesregierung ultimativ aufgefordert, die "Amis" endlich zur Raison zu bringen. Franz, der auch Chef des Europäischen Arbeitnehmerforums von General Motors (GM) ist, verlangte, die GM-Spitzenmanager seien zum Rapport nach Berlin zu bestellen, falls es das zu 60 Prozent den Vereinigten Staaten von Amerika gehörende Unternehmen wagen sollte, eine Entscheidung über die Zukunft von Opel weiter zu verschleppen.

Oder falls es sich für eine von den Betriebsräten und der IG Metall strikt abgelehnte Übernahme von Opel durch den belgischen Finanzinvestor RHJ entscheiden sollte. Denn nach der aktuellen Überzeugung von Franz sind die Manager von RHJ International - die Firma gehört zu 100 Prozent dem US-Investor Ripplewood - nur "Strohmänner" von GM.

Und der Konzern habe gar nicht vor, GM Europe aus dem Konzernverbund zu entlassen, und sei nur scharf auf staatliche Bürgschaften. Franz favorisiert den kanadisch-österreichischen Autoteilebauer Magna. Der wolle schließlich weniger Arbeitsplätze als RHJ abbauen und könne mit seinen russischen Partnern einen neuen Absatzmarkt für New Opel erschließen.

Das klang vor wenigen Wochen noch ganz anders: "Das Konzept von Ripplewood ist absolut logisch und nachvollziehbar", hatte Franz Ende Mai gesagt. Dessen Angebot, "das in der Öffentlichkeit leider nicht angemessen wahrgenommen" werde, müsse deshalb "ernsthaft geprüft" werden.

Zudem erklärte Franz nach einer Gesamtbetriebsratssitzung im Rüsselsheimer Stammwerk, dass die Beschäftigten zu einem umfassenden Lohnverzicht bereit seien. Rund 1 Milliarde Euro könne der neue Investor so sparen. Im Gegenzug versprach Franz der Belegschaft Anteile an New Opel im Rahmen einer Mitarbeiterkapitalbeteiligungsgesellschaft (MKBG). Auf einer Gesamtbetriebsratssitzung Anfang Juni habe sich Franz schon mal zum provisorischen Vorstandschef dieser MKGB ernennen lassen, war von Vertrauensleuten in Rüsselsheim zu hören.

"Vom Mitglied des revolutionären Kampfes zum Arbeiterführer und Boss einer Kapitalgesellschaft in Personalunion", höhnte ein Mitarbeiter aus der Abteilung PR bei Opel, der anonym bleiben will, "sonst reißen die mir hier den Kopf ab".

Magna wurde dann zu Franz Favorit, als Magna-Chef Siegfried Wolf bei einem Besuch in Rüsselsheim den Vorschlag mit der MKBG übernahm und ihr einen Anteil von bis zu 12 Prozent am Gesamtkapital von New Opel in Aussicht stellte.

Die rund 50.000 Beschäftigten von GM Europe aber wurden von "Mister Opel" (SZ) Franz bis heute zu keiner Abstimmung über den vom Gesamtbetriebsrat avisierten Lohnverzicht und die Streichung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld aufgerufen. Auch der MKGB fehlt bislang jede demokratische Legitimation.

Dafür reagierte GM Europe umgehend. In Absprache mit GM USA wurde im Werk Bochum schon einmal die Auszahlung des Urlaubsgeldes gestoppt, bereits ausgezahlte Beträge wurden zurückgebucht. Kollektivklagen dagegen wies das Arbeitsgericht zurück.

Jetzt wollen die Beschäftigten mit Hilfe des Bochumer Betriebsrates und der IG Metall NRW individuell vorgehen. Widerstand gegen Franz und die Magna-Pläne formiert sich auch in Belgien und England. Dort fürchten die Beschäftigten von Opel und Vauxhall Opfer der Magna vom Gesamtbetriebsrat Deutschland abgerungenen Bestandsgarantien für alle deutschen Opelwerke zu werden.

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