Hapag Lloyd schwer angeschlagen: Betteln beim Bund

Die größte deutsche Containerreederei schreibt wegen der Krise des Welthandels Millionenverluste. Trotzdem halten ihre neuen Eigentümer sie an der kurzen Leine.

Der schlimmste Fall scheint nun eingetreten: Hapag Lloyd bittet um Staatsmilliarden. Bild: ap

HAMBURG taz | Eine Milliarde Euro hätte die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd gern vom Bundesfinanzministerium. Zwar nicht bar auf die Hand, sondern nur als Bürgschaft - aber mit der leisen Andeutung, das Geld auch tatsächlich in Anspruch nehmen zu müssen. Diese Summe sei nur "für den schlimmsten Fall gedacht", hatte Hapag-Chef Michael Behrendt Ende Juli in einer vertraulichen Sitzung des Haushaltsausschusses der Hamburger Bürgerschaft erklärt. Der scheint nun eingetreten.

Die größte deutsche Containerreederei ist von der Weltwirtschaftskrise hart getroffen. Sinkende Transportmengen und der daraus folgende Preisverfall haben ihr im ersten Quartal 2009 einen Verlust von etwa 220 Millionen Euro eingebracht, das zweite Quartal dürfte kaum besser gewesen sein. Derzeit wird die Mangelware Container für einen Stückpreis von 500 US-Dollar von China nach Westeuropa transportiert - vor der Krise waren es noch 1.500 US-Dollar.

Dennoch wird die weltweite Nummer fünf der Containerschiffer von ihren eigenen Eigentümern kurz gehalten. 750 Millionen Euro Kapitalspritze hatte Reedereichef Behrendt beantragt, lediglich 330 Millionen wurden ihm gewährt. Als Sicherheit musste Hapag-Lloyd einen 25-prozentigen Anteil am Containerterminal in Hamburg-Altenwerder abtreten. Die Finanzspritze kommt zu zwei Dritteln vom Hannoveraner Großaktionär TUI, den Rest teilen sich die Stadt Hamburg, die selbst angeschlagene HSH Nordbank und die Iduna-Versicherung.

Sie sind Teilhaber des Konsortiums "Albert Ballin", das dem damaligen Alleineigentümer im vorigen Jahr etwa 60 Prozent der Reederei abgekauft hatte. Drei andere Konsorten - der Transportunternehmer Klaus-Michael Kühne, die Warburg-Bank und die Versicherung Hanse-Merkur - weigerten sich, die fehlenden 420 Millionen Euro zuzuschießen.

Aussitzen der Krise

Und deshalb muss die 162 Jahre alte Hapag-Lloyd nun beim Bund betteln. Am Dienstag will der Aufsichtsrat formell über den Antrag befinden. Gestützt wird er auf ein Gutachten der Unternehmensberatungsfirma Roland Berger. Dies bescheinigt der Reederei, "gut positioniert" zu sein und "die wesentlichen Erfolgsfaktoren zu erfüllen", um die Krise aussitzen zu können.

Hapag-Lloyd beschäftigt 7.400 Menschen in 130 Ländern, allein am Hauptsitz in Hamburg sind es rund 1.700. Vor einigen Monaten hat Hapag-Lloyd einen Investitions- und Einstellungsstopp verkündet, Kurzarbeit eingeführt und ein Konsolidierungsprogramm vorgestellt, mit dem 2009 etwa 400 Millionen Euro eingespart werden sollen. Das wurde kürzlich verschärft: Durch Kürzungen bei Gehältern und Boni sollen nun 560 Millionen Euro eingespart werden. Miteigentümer Kühne war das nicht weit genug gegangen. Er forderte "durchgreifendere Maßnahmen".

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