Finanzlage im Profifußball: Jubelgesänge in der Krise

Die Fußballclubs in den zwei höchsten Spielklassen rechnen mit finanziellen Verlusten. Trotzdem haben alle Vereine so viele Dauerkarten verkauft wie nie zuvor.

Im Olympiastadion, der Heimstatt des Hertha BSC, wird der Saisonauftakt akribisch vorbereitet. Bild: ap

Elf Freunde sollt ihr sein. Und noch einmal elf befreundete Ersatzspieler. Und ihr müsst darauf vertrauen, dass der Manager des Fußballvereins, für den ihr in Bundesliga eins oder zwei kickt, auch mit wirklich ausgeschlafenen Finanz- und Steuerberatern zusammenarbeitet - etwa mit denen von Ernst & Young Score (Sport Consulting for Optimized Results and Efficiency). Denn "die Psychologie der Krise schlägt jetzt auch in die Fußballwelt durch", konstatierten die Experten von Score, die an diesem Dienstag in Frankfurt ihre neue Studie "Bälle, Tore und Finanzen" vorstellten.

Im Auftrag von Score wurden kurz vor Anpfiff der neuen Saison an diesem Wochenende 34 Manager in den beiden höchsten deutschen Spielklassen befragt. Jeder dritte Verein rechnet demnach mit Verlusten. 56 Prozent der Vereinsbosse gingen davon aus, dass sich die wirtschaftliche Lage des deutschen Profifußballs weiter verschlechtere, referierte Christoph Erhard, Projektleiter Score bei Ernst & Young. Schon in der Saison 2008/2009 sei der Anteil der Vereine, die rote Zahlen schrieben, von 7 auf 35 Prozent gestiegen.

Auf den Fußballvereinen laste weiter eine "sich immer höher drehende Kostenspirale und ein permanent steigender sportlicher und wirtschaftlicher Erfolgsdruck", klagte Erhard im Namen der deutschen Fußballvereine und auch der Ligaverbände nicht ganz uneigennützig weiter. Denn "wir (von Score, die Red.) unterstützen Ihr Management dabei, die Abwehr zusammenzuhalten, sich die besten Bälle zuzuspielen und die entscheidenden Punke zu sammeln", heißt es im Begleitheft zur Studie. Eigenwerbung pur also.

Im Vergleich mit anderen Topliegen in Europa stehe die Bundesliga wirtschaftlich und auch sportlich aber noch am besten da, wusste dann Score-Manager Arndt Hovemann zu berichten. Denn zusammen mit der französischen Ligue 1 sei die deutsche erste Liga die spannendste und abwechslungsreichste in ganz Europa. Das garantiere steigende Zuschauerzahlen. Nicht umsonst hätten alle Vereine der Bundesliga vor der neuen Saison so viele Dauerkarten verkauft wie nie zuvor. In anderen Ligen wie England und Spanien machten zwei bis vier Vereine seit langem die Meisterschaft unter sich aus.

Die Bundesliga sorgt sich denn auch nicht um die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern; die Stadien sind proppenvoll. Rückgänge wurden allerdings bei den Sponsorengeldern registriert; und auch teure Logenplätze in den Stadien seien vor dieser Saison nur schleppend vermietet worden, will Score recherchiert haben. Entsprechend vorsichtig würde bei den Clubs für die neue Saison kalkuliert. So wollen 35 Prozent der Vereine weniger Geld für Spielereinkäufe ausgeben und um 30 Prozent die Gehälter der Kicker kürzen. Für "Überhitzungen" am Transfermarkt sorgten sowieso nur einige Topclubs in Europa wie Real Madrid, Manchester United oder auch Bayern München.

Das "Modell Bundesliga" soll jetzt Schule machen. Die Uefa will "finanzielles Fair Play" in Europa erreichen - mit Lizenzierungsverfahren für alle Clubs nach deutschem Muster. Gigantische Schuldenberge, wie sie etwa Real Madrid durch spektakuläre Spielerkäufe (zuletzt Ronaldo) aufgeschichtet hat, müssten dann erst einmal abgetragen werden. Und das sei schließlich "auch ein wichtiger Beitrag für einen ausgeglichenen Wettbewerb in Europa", heißt es abschließend in der Studie von Score.

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