Besuch bei Giftgasopfern im Nordirak: Kühler Empfang für Premier Maliki

Die Giftgasopfer in Halabdscha haben genug von leeren Versprechungen der Politiker. Entsprechend wenig begeistert sind sie vom Besuch des irakischen Regierungschefs al-Maliki.

Viele in Halabdscha sind es leid, als Opfer vorgeführt zu werden - da hilft auch al-Malikis Besuch nicht. Bild: reuters

Es sollte eine Geste des guten Willens gegenüber den Kurden sein. Zum ersten Mal hat der irakische Regierungschef Nuri al-Maliki am Montag Halabdscha besucht, wo vor gut 21 Jahren tausende von Kurden dem Giftgasangriff des Saddam-Regimes zum Opfer fielen. Die Beziehungen zwischen Bagdad und den Kurden befinden sich heute auf einem Tiefpunkt, umso höher waren die Erwartungen an den Besuch von Maliki.

Er erwarte, dass sich Maliki im Namen der irakischen Regierung für das Verbrechen entschuldige, sagt Ibrahim Hawrami vom Kulturzentrum in Halabdscha. Doch Hawrami wird wie viele andere enttäuscht. In seiner etwa halbstündigen Rede in der Gedenkstätte für die Opfer des Giftgasangriffs verspricht Maliki den Überlebenden und Nachgeboren zwar Unterstützung, holt ansonsten aber vor allem in scharfem Ton gegen das ehemalige Regime und dessen Baath-Partei aus. Es dürfe nie wieder eine Diktatur geben, sagte Maliki. Dann ruft er den Kurden zu: "Wir sind alle Iraker." Ohne auf religiöse oder nationale Unterschiede zu achten, müssten sie das Land gemeinsam aufbauen. Kaum hat er seine Rede beendet, umringen ihn Leibwächter und bringen ihn aus dem Saal. In den oberen Reihen steht ein Mann in einfacher kurdischer Kleidung auf. "Es reicht mit den leeren Versprechungen", ruft er dem Regierungschef zu. "Den Worten müssen endlich Taten folgen."

So denkt auch Sabri Mohammed Ahmed. Mit dem Foto ihrer Kinder in der Hand hat sie Maliki zugehört. Die 59-Jährige hat bei dem Giftgasangriff 14 Angehörige verloren. "Maliki hat nur wiederholt, was wir alle längst wissen." Trotzdem setzt sie Hoffnungen in den Besuch. "Ich hoffe, er tut mehr für den Wiederaufbau als unserer Stadt als die kurdische Regierung. Die kümmert sich doch nur um ihr eigenes Wohlergehen."

In Halabdscha ist die Wut über die kurdische Regionalregierung groß. "Sie erinnern sich immer bloß an uns, wenn es ihrer eigenen politischen Propaganda dient", sagt Qaeser Rahman. Wir sind es leid, als Opfer vorgeführt zu werden."

Wie Rahman werfen auch andere in Halabdscha den kurdischen Politiker vor, die hohen Besucher nur in die Gedenkstätte am Stadtrand zu führen, ihnen aber nicht von den Leiden der heutigen Bewohner zu zeigen. Aus Protest dagegen haben Demonstranten deshalb vor drei Jahren die Gedenkstätte zerstört. Heute ist sie wieder aufgebaut. Aber der Besuch von Maliki verläuft so wie alle anderen auch.

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